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15.10.2024 /11:53:17
FOKUS 1-Rheinmetall und Leonardo schmieden Panzer-Bündnis

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Beide Konzerne halten je 50 Prozent



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Unternehmen zielt auf den Bau von Panzern für Italien - und darüber hinaus



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Milliarden-Aufträge stehen ins Haus
 
(Neu: Details, Aussagen Rheinmetall-Chef)
Düsseldorf, 15. Okt (Reuters) - Rheinmetall <RHMG.DE> und
der italienische Rüstungskonzern Leonardo haben ihr
Gemeinschaftsunternehmen zum Bau von Panzern auf den Weg
gebracht, das zweistellige Milliardenumsätze in Italien und
darüber hinaus machen soll. Rheinmetall und Leonardo halten je
50 Prozent der Anteile an dem neuen Unternehmen mit Hauptsitz in
Rom, wie sie gemeinsam mitteilten. 60 Prozent seiner Aktivitäten
entfielen zunächst auf Italien. Rheinmetall-Chef Armin Papperger
sieht das Gemeinschaftsunternehmen als einen ersten Schritt hin
zu einer Konsolidierung der Branche. Beide Unternehmen schafften
gemeinsam ein neues Schwergewicht im Panzerbau, sagte er. "Dies
ist ein bedeutender Schritt in Richtung der Schaffung eines
europäischen Verteidigungssystems", sagte Leonardo-Chef Roberto
Cingolani.

Das bereits im Juli angekündigte Gemeinschaftsunternehmen nimmt nun zunächst milliardenschwere Panzer-Aufträge der italienischen Armee ins Visier, soll aber auch in andere Märkte liefern. Die Basis für die neuen Systeme sollen der Kampfpanzer Panther und der Schützenpanzer Lynx von Rheinmetall legen, die Leonardo mit eigenen Techniken ergänzen wird. "Das Hauptziel des Joint Ventures ist die industrielle Entwicklung und anschließende Vermarktung des neuen italienischen Kampfpanzers (MBT) und der neuen Lynx-Plattform für das Programm 'Armoured Infantry Combat System (AICS)'", hieß es weiter. Das Programm sehe für Italien die Beschaffung von über 1000 gepanzerten Kampfsystemen vor. Neben dem klassischen Schützenpanzer seien auch Flugabwehr-, Aufklärungs- und Panzerabwehrversionen geplant. "Beide Partner erwarten zudem umfangreiche Absatzchancen für ihre gemeinsamen Produkte auf internationalen Märkten", hieß es weiter.

"Der erste Auftrag für das Joint Venture sollte
entweder noch Ende des Jahres oder im ersten Quartal 2025
vergeben werden", hatte Papperger in einer Telefonkonferenz im
August gesagt: "Wir reden dabei über 20 bis 25 Milliarden Euro",
fügte er damals hinzu. Zudem solle das Gemeinschaftsunternehmen
den Fahrplan für eine mögliche Beteiligung Leonardos am
künftigen europäischen Hauptkampfsystem (MGCS) festlegen helfen,
das einmal die Kampfpanzer Leopard 2 und Leclerc ablösen soll.
Papperger hatte bereits die Schaffung einer europäischen
Rüstungsschmiede ins Spiel gebracht. "Ich glaube, dass es
sinnvoll wäre, ein europäisches Systemhaus zu gründen", hatte er
erst im Mai gesagt.
 
Der russische Überfall auf die Ukraine hatte für
westliche Rüstungskonzerne wie Rheinmetall eine Wende gebracht.
Die Branche wird für die Stärkung der Bundeswehr und der Truppen
der Nato-Staaten sowie der Ukraine gebraucht. In der
europäischen Rüstungsindustrie werden auch deshalb neue
Allianzen gebildet.
 
Leonardo ist auch am deutschen Hensoldt <HAGG.DE>-Konzern
beteiligt, dem Unternehmen zufolge halten die Italiener dort
rund 22,8 Prozent der Anteile. Der Bund kontrolliert mit rund
25,1 Prozent eine Sperrminorität an dem
Rüstungselektronik-Konzern.
Leonardo hatte 2023 mit über 53.000 Mitarbeitern einen
Umsatz von 15,3 Milliarden Euro eingefahren und zählt damit zu
den größten Rüstungskonzernen Europas. Rheinmetall kam im
vergangenen Jahr auf knapp 7,2 Milliarden Euro Umsatz. Beide
Unternehmen hatten per Ende 2023 einen Auftragsbestand von knapp
40 Milliarden Euro in den Büchern. An Leonardo hält der
italienische Staat knapp über 30 Prozent der Anteile.
 
Rheinmetall ist seinerseits bereits in Italien vertreten
und erwirtschaftet mit drei Tochtergesellschaften und insgesamt
rund 1.500 Mitarbeitern an fünf Standorten einen Umsatz von etwa
einer Milliarde Euro. Mit dem neuen Gemeinschaftsunternehmen
könnte es bald sehr viel mehr werden.

(Bericht von Giulia Segreti und Matthias Inverardi, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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