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06.10.2024 /13:31:59
TOP-THEMA-Israel setzt Beschuss von Beirut fort - Dutzende Tote im Gazastreifen

(neu: aktualisierte Zahlen, Beschuss von Moschee)

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Schwerer Beschuss im Süden von Beirut

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Dutzende Tote bei Angriff im Zentrum des Gazastreifens

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Insider: Kein Kontakt zu möglichem Nasrallah-Nachfolger

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Weltweit Demonstrationen vor Jahrestag des Gazakrieges
 
Beirut, 06. Okt (Reuters) - Israel hat seine Angriffe im
Libanon und im Gazastreifen fortgesetzt. In der Nacht zum
Sonntag geriet der Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut
erneut unter Beschuss. Im Gazastreifen drangen Panzer im Norden
ein. Im Zentrum kamen in einer Moschee und einer Schule, die als
Zufluchtsorte dienten, bei israelischen Angriffen
palästinensischen Angaben zufolge Dutzende Menschen ums Leben.

Augenzeugen zufolge waren in Beirut Explosionen zu hören und fast 30 Minuten lang rote und weiße Blitze zu sehen. Israel teilte mit, es habe gezielt Waffenlager und "terroristische Infrastruktureinrichtungen der Terrororganisation Hisbollah" angegriffen. Zuvor sei dafür gesorgt worden, dass die Zivilbevölkerung nicht in Mitleidenschaft gezogen werde. Dazu hätten Warnungen in der Region gehört. Am Sonntag rief das israelische Militär zur Evakuierung weiterer Gebiete im Süden des Libanons auf.

Israel hat seine Angriffe auf den Libanon und die von dort agierende Hisbollah-Miliz verstärkt. Am Samstag griff Israel erstmals auch im Norden seines Nachbarlandes an. Bei einem Einsatz in der Nähe von Tripoli wurde dem israelischen Militär zufolge ein Angehöriger der Al-Kassam-Brigaden, dem bewaffneten Teil der Hamas, getötet. Zudem sei ein zweiter Angehöriger der Brigaden ums Leben gekommen. Die Al-Kassam-Brigaden bestätigten den Tod zweier ihrer Mitglieder bei israelischen Luftangriffen im Libanon, nannten allerdings andere Namen als das israelische Militär.

Bislang hatte sich Israel auf den Süden des Libanons konzentriert, von wo aus die mit der Hamas verbündete Hisbollah seit langem immer wieder Ziele in Israel angreift. Dort sind seit dem 1. Oktober auch israelische Bodentruppen im Einsatz. Kurz nach Beginn der Bodenoffensive übte der Iran, der sowohl die Hamas als auch die Hisbollah unterstützt, Vergeltung für die Israel zugeschriebene Tötung des Politik-Chefs der Hamas, Ismail Hanijeh, Ende Juli in Teheran und des Hisbollah-Anführers Hassan Nasrallah Ende September. Israel drohte seinerseits dem Iran mit Vergeltung. Medienberichten zufolge ist auch Nasrallahs möglicher Nachfolger, Hashem Safieddine, bereits Ziel israelischer Angriffe gewesen. Safieddine ist libanesischen Sicherheitskreisen zufolge seit Freitag nicht erreichbar. Über sein Schicksal ist nichts bekannt. Die Hisbollah hat sich bislang nicht dazu geäußert. Israel hatte erklärt, seine Angriffe auf die Hisbollah zu verstärken, um den aus dem Norden Israels geflüchteten Bewohnern eine sichere Rückkehr zu ermöglichen.

HUMANITÄRE LAGE IM LIBANON SCHWIERIG

Aufgrund des sich verschärfenden Konflikts wird die humanitäre Lage im Libanon immer schwieriger. Nach libanesischen Angaben sind bereits mehr als 1,2 Millionen Menschen auf der Flucht vor den israelischen Angriffen. Viele hätten sich in den Norden oder in das benachbarte Syrien begeben.

Durch den Libanon-Konflikt droht der Gazakrieg an internationaler Aufmerksamkeit zu verlieren. Der Ausbruch des Krieges jährt sich am 7. Oktober. Doch der Beschuss dort geht unvermindert weiter. Der schmale Küstenstreifen ist weitgehend zerstört. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen wurden dort fast 42.000 Menschen durch die israelischen Angriffe getötet und über 97.000 verletzt. Allein am frühen Sonntag starben bei dem Angriff auf eine Moschee und eine Schule nach palästinensischen Angaben mindestens 26 Menschen. 93 seien verletzt worden, teilte die Pressestelle der Regierung im Gazastreifen mit. Das israelische Militär erklärte, es habe "Hamas-Terroristen" präzise angegriffen. Diese hätten in der Ibn-Ruschd-Schule und in der Schuhada-al-Aksa-Moschee im Zentrum des Gazastreifens Kommando- und Kontrollzentren betrieben.

Anwohner sagten, es sei die schlimmste Nacht seit langem gewesen. Israel forderte sie auf, sich in eine der Schutzzonen im Süden des Gazastreifens zu begeben. Diese seien aber genauso wenig sicher wie der Rest des Küstengebiets, erklärten Vertreter der Palästinenser und der Vereinten Nationen.

Weltweit gingen anlässlich des Jahrestages am Wochenende Tausende Menschen auf die Straßen, um ein Ende des Krieges zu fordern. Am Sonntag sind weitere Demonstrationen geplant.

(Bericht von Maya Gebeily, Laila Bassam, geschrieben von Kerstin Dörr, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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