Tokio/Singapur, 28. Okt (Reuters) - Die japanischen Aktienmärkte reagieren am Montag mit deutlichen Kursgewinnen auf den überraschenden Wahlausgang vom Wochenende. In Tokio stieg der 225 Werte umfassende Nikkei-Index <.N225> um 1,5 Prozent auf 38 482,44 Punkte, der breiter gefasste Topix notierte 1,2 Prozent höher bei 2649,02 Punkten. Die Koalition von Ministerpräsident Shigeru Ishiba von der Liberaldemokratischen Partei (LDP), die Japan seit dem Zweiten Weltkrieg fast ununterbrochen regiert hatte, verlor bei den Parlamentswahlen am Sonntag ihre Mehrheit. Dies führte zu Unsicherheiten über den künftigen politischen und wirtschaftlichen Kurs des Landes. Der Yen fiel gegenüber dem US-Dollar auf ein Dreimonatstief. "Das Wahlergebnis selbst ist aufgrund der gestiegenen politischen Unsicherheit zweifellos negativ für den Aktienmarkt", sagt Masahiro Ichikawa vom Finanzdienstleister Sumitomo Mitsui DS Asset Management. "Allerdings liegt dieses große Risikoereignis nun hinter uns, was zu einer gewissen Erleichterung führt. Das und der schwächere Yen treiben die Kurse." Besonders stark zeigten sich exportorientierte Unternehmen, die vom schwachen Yen profitierten. Der Transportsektor legte um mehr als drei Prozent zu, mit Kursgewinnen von fast vier Prozent bei Toyota und 3,3 Prozent bei Nissan. Doch Experten warnen vor zu viel Optimismus. "Ich gehe nicht davon aus, dass sich die Rally fortsetzt", sagte Norihiro Yamaguchi vom Wirtschaftsforschungsunternehmen Oxford Economics. "Der Aktienmarkt wird wahrscheinlich gedämpft bleiben, bis sich die politische Unsicherheit gelegt hat."
In China ließen sich die Anleger von schlechten Nachrichten nicht abschrecken: Die Börse in Shanghai gewann 0,2 Prozent auf 3305,30 Punkte. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen fiel um 0,2 Prozent auf 3947,82 Punkte. Jüngste Konjukturdaten vom Wochenende zeigten, dass die Industriegewinne in China im September im Vergleich zum Vorjahresmonat um 27,1 Prozent eingebrochen sind.
Im asiatischen Devisenhandel geriet der Yen <JPY=> im Handelsverlauf durch die Wahlschlappe der Regierungskoalition zunehmend unter Druck und fiel mit 153,55 Yen je US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Ende Juli. Die Analysten des Finanzdienstleisters BNY gehen davon aus, dass der Dollar wieder auf 155 Yen steigen könnte, da die japanische Notenbank die unmittelbare Notwendigkeit einer Zinserhöhung herunterspielt. Die Bank of Japan (BoJ) wird am Donnerstag über ihre weitere Geldpolitik entscheiden. Der Dollar stieg um 0,2 Prozent auf 7,1316 Yuan <CNY=>. Zur Schweizer Währung notierte er 0,3 Prozent höher bei 0,8694 Franken <CHF=>. Gleichzeitig blieb der Euro <EUR=> praktisch unverändert bei 1,0784 Dollar und stieg um 0,2 Prozent auf 0,9377 Franken <EURCHF=>.
Am Rohstoffmarkt verbilligte sich die Nordseesorte Brent um 4,3 Prozent auf 72,74 Dollar je Barrel (159 Liter), nachdem sich Israels Reaktion auf einen iranischen Raketenangriff bislang auf Raketenfabriken und andere Einrichtungen in der Nähe von Teheran konzentrierte und nicht auf die Unterbrechung der Energieversorgung. US-Öl der Sorte WTI <CLc1> verlor 4,5 Prozent auf 68,57 Dollar.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones ging am Freitag mit einem Minus von 0,6 Prozent bei 42.114,40 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P 500 <.SPX> notierte kaum verändert bei 5808,12 Punkten. Eine Stabilisierung der US-Anleiherenditen hatte die Technologiebörse Nasdaq <.IXIC> ins Plus gehievt. Der Index Nasdaqstieg um 0,6 Prozent auf 18.518,61 Stellen.
(Bericht von Brigid Riley, Kevin Buckland und Tom Westbrook, geschrieben von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)