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Rätselraten über Zeitpunkt und Ausmaß von Trumps Maßnahmen
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Peso und kanadischer Dollar zeitweise unter Druck
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Gegenwind für europäische Autohersteller und Windkraftsektor
(Neu: Xetra-Schlusskurse, Wall Street) |
Frankfurt, 21. Jan (Reuters) - Die Dax <.GDAXI>-Anleger |
sind dem Optimismus der US-Börsianer gefolgt. Der deutsche |
Leitindex notierte zum Handelsschluss am Dienstag 0,3 Prozent |
fester bei 21.042,00 Punkten. Damit verfehlte er zwar knapp das |
am Montag erreichte jüngste Allzeithoch von 21.054,60 Zählern, |
ging aber erstmals über der psychologisch wichtigen |
21.000-Punkte-Marke aus dem Handel. Der EuroStoxx50 <.STOXX50E> |
schloss stabil bei 5165,96 Stellen. Die wichtigsten Indizes an |
der Wall Street <.SPX> <.IXIC> notierten am ersten |
Handelstag nach dem Amtsantritt von Donald Trump als |
US-Präsident zwischen 0,7 und 1,5 Prozent im Plus. |
"Solange Zeitpunkt und das Ausmaß der Maßnahmen ungewiss bleiben, wollen sich die Anleger scheinbar noch nicht wirklich intensiv mit diesen Themen beschäftigen", sagte Konstantin Oldenburger, Analyst beim Broker CMC Markets. "Grundsätzlich kann man allerdings auch konstatieren, dass sich die schlimmsten Befürchtungen gestern nicht bewahrheitet haben." So seien Trumps Aussagen zu wirtschaftspolitischen Themen bei seiner Amtseinführung deutlich weniger aggressiv gewesen als während des Wahlkampfs. Auch die ersten Äußerungen des Republikaners zum Thema Zölle bezeichnete Oldenburger als "eher locker". Zudem seien die ersten 75 Börsentage nach der Amtseinführung eines neuen US-Präsidenten historisch in der Regel positiv verlaufen.
Bei den Einzelwerten gerieten europäische Autobauer unter Druck. BMW <BMWG.DE>, Volkswagen <VOWG_p.DE> und Mercedes-Benz <MBGn.DE> gaben zwischen 0,6 und 1,8 Prozent nach und gehörten damit zu den größten Verlierern im Dax. In Mailand gaben die Aktien von Stellantis um 1,5 Prozent nach. Der europäische Branchenindex <.SXAP> zeigte sich um 0,7 Prozent schwächer. Damit büßten die Konzerne einen Teil der Gewinne vom Vortag wieder ein. Spekulationen darüber, dass Trump an seinem ersten Tag im Amt noch keine neuen Zölle verhängen werde, hatten die Automobilhersteller am Montag angeschoben.
Mittlerweile hat Trump allerdings den 1. Februar als möglichen Zeitpunkt für den Beginn von Zöllen gegen Mexiko und Kanada genannt. Es werde über 25 Prozent für beide Staaten nachgedacht. Europäische Autohersteller wie Stellantis und Volkswagen besitzen in Mexiko Werke, die Autos für den US-Markt produzieren.
Bei anderen Einzelwerten rauschte der Windparkentwickler Orsted in Kopenhagen um 10,7 Prozent in die Tiefe. Der dänische Konzern verschreckte die Anleger mit einer überraschend hohen Abschreibung auf ein US-Projekt. Titel von Rivalen wie EDP Renovaveis <EDPR.LS>, Vestas und Nordex <NDXG.DE> verloren zwischen 1,8 und 2,3 Prozent. Trump hatte die Verpachtung neuer Offshore-Windkraftanlagen auf Bundesebene zunächst ausgesetzt.
Die Zolldrohung gegen Mexiko und Kanada schickte die Landeswährungen der beiden Länder auf Talfahrt. Der mexikanische Peso <MXN=> fiel gegenüber dem Dollar um 0,7 Prozent, der kanadische Dollar <CAD=> rutschte zeitweise auf ein Fünfjahrestief von 0,689 US-Dollar. Der Dollar-Index <=USD> zog dagegen um bis zu 0,7 Prozent auf 108,79 Punkte an, nachdem er über Nacht 1,2 Prozent verloren hatte. Die US-Währung hatte nach ihrem Höhenflug zunächst unter Druck gestanden, da Trump nicht schon am Tag der Vereidigung neue Zölle auf Einfuhren in die USA erhob.
Am Rohölmarkt verdauten Investoren unterdessen Trumps Pläne zur Steigerung der Ölförderung in den USA. Der Preis für US-Öl WTI <CLc1> fiel um knapp zwei Prozent auf 76,39 Dollar je Fass (159 Liter). Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um gut ein Prozent auf 79,27 Dollar je Barrel. Trump legte am Montag einen umfassenden Plan zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für Öl-, Gas- und Stromprojekte vor. Zudem sagte er, dass seine Regierung aufhören könnte, Öl aus Venezuela zu kaufen.
(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)