Berlin, 21. Feb (Reuters) - Kurz vor der Bundestagswahl zeigt sich eine wachsende Ost-West-Kluft in Deutschland: Laut den Berechnungen etwa von election.de für die Direktmandate in den Wahlkreisen haben CDU und CSU die besten Chancen, die meisten Direktmandate im Westen zu gewinnen. Im Osten dürfte danach die rechtspopulistische AfD in den meisten Wahlkreisen vorne liegen. Zudem zeigt eine am Freitag veröffentlichte Forsa-Umfrage, dass AfD-Chefin Alice Weidel im Osten doppelt so hohe Zustimmungswerte bekommt wie im Westen. Bei der Frage, wer das Land am besten führen könnte, liegt Weidel im Osten bei 24 Prozent und erreicht damit den besten Wert von allen. Im Westen bekommt sie aber mit nur zwölf Prozent das schlechteste Ergebnis. Umgekehrt liegt Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz im Westen mit 33 Prozent klar vorne, kommt im Osten aber nur auf 20 Prozent.
Dazu passt eine andere Forsa-Auswertung zu der Frage, wer bei dem RTL/ntv-TV-Quadrell am besten abgeschnitten hat: So fanden im Westen nur 16 Prozent, dass Weidel die beste Figur abgab - aber im Osten waren es 31 Prozent. Forsa-Chef Manfred Güllner nannte als eine Erklärung, dass im Osten auch der Anteil der mittlerweile festen AfD-Anhängerschaft konstant deutlich höher liegt als im Westen. Der Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck lag im Osten mit nur zwölf Prozent eindeutig an letzter Stelle, im Westen kam er immerhin auf 19 Prozent.
In diesen Kontext gehört übrigens auch eine - allerdings nicht repräsentative - Umfrage, die der Bundesjugendring vor jeder Bundestagswahl veranstaltet. Bei der "U18"-Umfrage stimmen die Jugendlichen in Sachsen völlig anders ab als im Bundesdurchschnitt: Die AfD kommt in dem südöstlichen Bundesland auf 31,6 Prozent, dahinter folgte mit 24,7 die Linke. CDU (10,4 Prozent), SPD (9,2 Prozent) und Grüne (7,8 Prozent) sind abgeschlagen. Auf die sonstigen Parteien entfallen 16,4 der Gesamtstimmen - darunter FDP oder BSW mit jeweils unter fünf Prozent. Bundesweit liegt in der Befragung des Bundesjugendrings dagegen die Linke mit 20,4 Prozent vor der SPD mit 17,9 Prozent. Dann folgen Union mit 15,7 und erst dann die AfD mit 15,4 Prozent.
(Bericht von Andreas Rinke, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)