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19.09.2024 /18:15:37
TOP-THEMA-Israel und Hisbollah verschärfen Konfrontationskurs

(Neu: Bericht über tote Soldaten, Blinken)

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Israel: Bewohner sollen zurückkehren können



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Hisbollah: Das wird nicht geschehen



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Macron und Blinken rufen zur Vermeidung einer Eskalation auf





Jerusalem, 19. Sep (Reuters) -

Israel und die radikal-islamische Hisbollah-Miliz im Libanon verschärfen ihren Konfrontationskurs. Das israelische Militär gab am Donnerstag bekannt, die Pläne für einen Einsatz im Norden des Landes seien gebilligt worden. Die Armee werde die Sicherheit dort wiederherstellen, "um die Rückkehr der Bewohner in ihre Häuser zu ermöglichen". Fast zeitgleich erklärte Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah, die israelischen Einwohner der Region an der Grenze zum Libanon würden nicht wieder zurückkehren können. Dies werde man nicht zulassen. Die Hisbollah hoffe auf einen Einmarsch Israels in den Südlibanon, da dies seiner Organisation eine "historische Chance" bieten würde.

Beiden Seiten nannten zunächst keine Einzelheiten. Seit Ausbruch des Gazakrieges vor knapp einem Jahr greifen sich die Hisbollah-Miliz und Israels Militär im Grenzgebiet fast täglich gegenseitig mit Artillerie-Beschuss und Raketen oder Drohnen an. Tausende Israelis sind vor der Gefahr aus ihren Heimen geflohen. Der unter innenpolitischem Druck stehende Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat versprochen, die Voraussetzung für eine sichere Rückkehr der Vertriebenen zu schaffen. Dies soll nun das Militär umsetzen.

"Die terroristische Organisation Hisbollah hat den Südlibanon in ein Kampfgebiet verwandelt", hieß es in der Erklärung der Armee. Die Islamisten hätten Häuser als Waffenlager genutzt, Tunnel darunter gegraben und Zivilisten als menschliche Schutzschilde eingesetzt. Israels Verteidigungsminister Joaw Gallant hatte am Mittwoch erklärt, der Krieg trete in eine neue Phase ein. Daher würden nun mehr militärische Einheiten an die nördliche Grenze verlegt.

Dort kam es am Donnerstag weiter zu Artilleriefeuer und
Luftangriffen. Zwei israelische Soldaten wurden nach Angaben der
Armee in der Nähe der Grenze getötet. Der israelische Sender N12
berichtete, ein Soldat sei durch eine Drohne getötet worden, der
andere durch eine Panzerabwehrrakete.
NASRALLAH: WERDEN HAMAS WEITER UNTERSTÜTZEN

Nasrallah nannte die jüngsten Angriffe durch explodierende Pager und Walkie-Talkies am Dienstag und Mittwoch ein Massaker und eine Prüfung für die Hisbollah. Zwar habe diese einen schweren Schlag erlitten, sie werde jedoch dadurch nicht stürzen. Die Hisbollah habe die Einsatzbereitschaft ihrer Kämpfer und Waffensysteme erhöht. Israel habe rote Linien überschritten, sagte er. Man werde die radikal-islamische Hamas weiter im Gazakrieg unterstützen, egal was passiere.

Die Regierung in Jerusalem hat sich zu den Explosionen der Geräte weder bekannt noch eine Verantwortung dementiert. Während Nasrallahs Rede löste die israelische Luftwaffe einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters zufolge Überschallknalls über Beirut aus.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron telefonierte seinem Büro zufolge mit hochrangigen Politikern und Militärs im Libanon. Sie sollten auf die Hisbollah-Miliz einwirken, eine Eskalation zu vermeiden. US-Außenminister Antony Blinken erklärte kurz darauf, man teile die Haltung Frankreichs. Nach Ansicht seiner Regierung sei ein Waffenstillstand weiter möglich und notwendig. Keiner der Konfliktparteien solle eine Eskalation herbeiführen, die ein solches Abkommen erschweren würde.

Die vom Iran unterstützte Hisbollah hatte unmittelbar nach dem Beginn des Gazakrieges am 7. Oktober Raketenangriffe auf israelisches Grenzgebiet intensiviert. Die zunehmenden Kampfhandlungen an der Grenze schüren Sorgen, dass sich der Gaza-Konflikt zu einem regionalen Flächenbrand ausweiten könnte. In ihn könnten auch der Iran und die USA hineingezogen werden.

(Bericht von James Mackenzie, geschrieben von Christian Rüttger und Scot W. Stevenson Redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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