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03.07.2024 /16:09:46
Meyer Werft hofft auf Bundesregierung - Weniger Stellen fallen weg

München, 03. Jul (Reuters) - Mit der Einigung mit den Arbeitnehmervertretern hat die Meyer Werft eine Voraussetzung für staatliche Hilfen in der Krise geschaffen. Statt 440 sollen nun 340 Arbeitsplätze abgebaut werden, Kündigungen kann es frühestens im April 2025 geben, wie die Verhandlungspartner am Dienstag in Papenburg erklärten. Bis 2030 soll das Familienunternehmen, einer der weltgrößten Hersteller von Kreuzfahrtschiffen, mindestens 3100 Arbeitsplätze erhalten. Zudem soll der offizielle Firmensitz von Luxemburg nach Deutschland zurückverlegt, ein mitbestimmter Aufsichtsrat geschaffen und ein Konzernbetriebsrat eingerichtet werden. Das gilt als Voraussetzung für eine finanzielle Unterstützung durch den Bund.

Die Meyer Werft braucht 2,77 Milliarden Euro, davon 2,3 bis 2,4 Milliarden in Form von Bankkrediten, um die bestellten Luxus-Kreuzfahrtschiffe bauen zu können. Dafür sind staatliche Bürgschaften nötig. Vom Land Niedersachsen gebe es bereits positive Signale, der Bund zögere noch, hieß es auf einer Pressekonferenz. "Wir haben noch keine Zusagen erhalten. Es ist ein langer und weiter Weg", sagte Sanierer Ralf Schmitz. In einem Sanierungsgutachten soll nun festgestellt werden, ob die Werft überlebensfähig ist. "Wenn es für Meyer nicht weitergeht, ist das ein Schlag für die ganze maritime Industrie", sagte er. An Meyer hingen 20.000 Arbeitsplätze in der Branche.

Die Luxusdampfer, von denen zwei im Jahr vom Stapel laufen sollen, kosten mindestens 1,5 Milliarden Euro. Die Kunden zahlen in der Regel 20 Prozent an, der Rest wird erst bei der Übergabe fällig. Die Werft muss also die Baukosten vorfinanzieren, normalerweise aus den Anzahlungen. Meyer waren aber die Corona-Jahre zum Verhängnis geworden, in denen es kaum noch Neuaufträge gab.

Schmitz sagte, die Werft brauche außerdem 400 Millionen Euro frisches Eigenkapital, um vergangene Verluste zu decken und die Sanierung zu finanzieren. Meyer müsse die Kosten senken, um das operative Ergebnis (Ebitda) um 200 Millionen Euro zu verbessern. Die Eigentümerfamilie zeigte sich in einer Stellungnahme offen "für einen temporären Einstieg neuer Gesellschafter - unabhängig davon, ob der Investor öffentlich oder privat ist". Der Sanierer sagte, er könne sich Kunden oder andere Unternehmen aus der Schiffsbranche als Miteigentümer vorstellen. "Es ist wichtig zu verstehen, dass wir nichts geschenkt haben wollen."

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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