Berlin, 09. Nov (Reuters) - Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erwartet, dass der künftige US-Präsident Donald Trump Zölle auf Waren vor allem aus Deutschland erheben könnte, und fordert eine Antwort der für Handelsfragen zuständigen EU. Deutschland habe einen Exportüberschuss von rund 100 Milliarden Euro mit den USA, was "Trump nicht erträgt und haben will", sagte Habeck am Samstag auf einer Veranstaltung in Neuhardenberg. "Deswegen guckt er tatsächlich besonders auf Deutschland und wird vermutlich, wenn es Zölle gibt, diese so kalibrieren, dass es gerade deutsche Importe in die USA oder Exporte aus Deutschland trifft", fügte er hinzu.
Die Antwort darauf müsse sein, den USA klarzumachen, dass der EU-Binnenmarkt auch für die USA wichtig sei. "Wir sind hier nicht wehrlos", betonte Habeck. Deutschland und die EU seien auch nicht einseitig abhängig von den USA. "Die brauchen uns auch", sagte er und verwies etwa auf die Nato und die Wirtschaftsbeziehungen. "Wir sind eigentlich darauf angewiesen, dass wir zusammenarbeiten. Wir sollten sehen, dass wir es nicht zu Eskalationen kommen lassen", sagte der Grünen-Politiker, der gerade seine Bereitschaft erklärt hatte, Kanzlerkandidat seiner Partei zu werden. "Als es das letzte Mal mit Trump losging mit Zöllen, gab es auf einmal (EU-)Zölle auf Harley-Davidson Motorräder", fügte er hinzu.
Zuvor hatte der Vizekanzler in seiner Rede betont, dass Deutschland dafür aber eine vermittelnde Rolle in der EU spielen müsse. "Deutschland hat zu oft gegen die Warnung unserer Freunde Sonderwege beschritten", kritisierte er etwa mit Hinweis auf Gasimporte aus Russland. Deutschland müsse in der EU "mit Geschick und Diplomatie, nicht mit Brüllen oder Basta" auftreten.
(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Jörn Poltz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)