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17.09.2024 /13:00:37
FOKUS 1-Israel aktualisiert Kriegsziele - Zukunft von Verteidigungsminister unklar

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Auch Rückkehr von Menschen in Grenzgebiet zu Libanon jetzt Ziel



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Konflikt mit Hisbollah rückt damit noch mehr in Fokus

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Berichte über Entlassung von Verteidigungsminister
 
Jerusalem, 17. Sep (Reuters) - Israel weitet seine
Kriegsziele aus. Es geht der Regierung nun offiziell auch darum,
den Menschen, die in der Nähe der Grenze zum Libanon lebten und
wegen der verstärkten Angriffe der radikalislamischen
Hisbollah-Miliz von dort vertrieben wurden, eine sichere
Rückkehr in ihre Heimatdörfer zu ermöglichen. Das teilte das
Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach einer
nächtlichen Sitzung des Sicherheitskabinetts am Dienstag mit.
Wenig später machten zudem Medienberichte die Runde, dass
Netanjahu auf Druck seiner ultrarechten Koalitionspartner
erwäge, Verteidigungsminister Joaw Gallant durch den bisherigen
Oppositionspolitiker Gideon Saar zu ersetzen. Dieser steht für
einen schärferen Kurs gegenüber der palästinensischen Hamas,
gegen die Israel seit knapp einem Jahr im Gazastreifen Krieg
führt.

Kurz nach Beginn der Militäroffensive gegen die Hamas hatte die vom Iran unterstützte Hisbollah an der Nordgrenze Israels eine zweite Front eröffnet. Seither kommt es nahezu täglich zu Schusswechseln zwischen israelischen Truppen und der Miliz. Zehntausende Menschen mussten deswegen auf beiden Seiten der Grenze ihre Häuser und Wohnungen verlassen. "Das Sicherheitskabinett hat die Kriegsziele aktualisiert, um Folgendes einzuschließen: eine sichere Rückkehr der Bewohner des Nordens in ihre Häuser", erklärte Netanjahus Büro. Israel werde sich dafür einsetzen, dieses Ziel umzusetzen.

Die bisher ausgegebenen Ziele der Regierung richtet sich vor allem gegen die palästinensische Hamas. Gepocht wird auf eine Freilassung der Geiseln, die von den Islamisten bei deren Massaker in Israel am 7. Oktober gefangen genommen wurden. Der Überfall war Auslöser des Kriegs im Gazastreifen. Wenig später nahmen aber auch die Kampfhandlungen an der israelisch-libanesischen Grenze erheblich zu. Das schürt seitdem Befürchtungen, dass sich der Krieg zu einem regionalen Flächenbrand auswachsen könnte.

STEHT ENTLASSUNG GALLANTS BEVOR?

Israel hat erklärt, dass es im Konflikt mit der Hisbollah eine diplomatische Lösung bevorzugt. Diese soll vorsehen, dass sich die Miliz weiter von der Grenze zurückzieht. Die Hisbollah will nach eigenen Angaben ebenfalls einen umfangreichen Konflikt vermeiden. Die Kämpfe würden aber nur bei einem Ende des Gaza-Kriegs eingestellt. Danach sieht es derzeit nicht aus. Gespräche über eine Feuerpause stecken fest.

Verteidigungsminister Gallant hat wiederholt auf ein Abkommen für eine Waffenruhe und einen Austausch von Geiseln und palästinensischen Gefangenen gedrungen. Netanjahus erklärtes Kriegsziel eines vollständigen Siegs im Gazastreifen hat er als unsinnig abgetan und stattdessen einen konkreteren Plan für eine Nachkriegsordnung gefordert. Saar hat dagegen in den vergangenen Monaten wiederholt ein entschiedeneres Vorgehen gegen die Feinde Israels gefordert, einschließlich des Iran. Auf Überlegungen, zur Beendigung des Kriegs ein Abkommen mit der Hamas zu schließen, reagierte der einstige Justizminister kritisch.

Rückhalt bekam Gallant von dem einflussreichen Wirtschaftsforum Israel. Dieses plädierte dafür, den Verteidigungsminister nicht zu feuern. Israel würde dadurch "in den Augen des Feindes" geschwächt. Außerdem werde sich die Spaltung der Bevölkerung Israels noch mehr verstärken, hieß es in einer Erklärung der Vereinigung, der die Chefs von 200 der größten israelischen Unternehmen angehören.

(Bericht von Maayan Lubell, geschrieben von Christian Rüttger. Redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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