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14.01.2025 /09:00:00
ANALYSE-Unter Zugzwang - Europas Banken flüchten sich in Übernahmen

- von Sinead Cruise und Tommy Reggiori Wilkes
London, 14. Jan (Reuters) - Sie haben so gut verdient
wie lange nicht, ihre Aktienkurse steigen - und doch spüren die
europäischen Banken und Vermögensverwalter wachsenden Druck aus
den USA. Eine Mixtur, die Experten zufolge viele Vorstände in
diesem Jahr in Fusionen und Übernahmen treiben wird. "Es scheint
sicher, dass die Investmentbanker 2025 mit Banken viel Arbeit
bekommen werden", sagt Fondsmanager Patrick Lemmens von Robeco,
der seit Jahrzehnten in europäische Finanzwerte investiert. "Ob
es aber eine steigende Zahl von Deals zwischen Banken geben
wird, hängt stark von der Politik ab - selbst innerhalb eines
Landes."

Die jüngsten Vorstöße für Fusionen waren weder mit dem Übernahmeobjekt noch mit der Politik abgesprochen und sind deshalb ungewiss: Die italienische UniCredit bietet zehn Milliarden Euro für die kleinere Banco BPM, die spanische Konkurrentin BBVA greift für zwölf Milliarden Euro nach Sabadell. Wenn sie sich gegen Widerstände durchsetzen sollten, könnte das eine größere Konsolidierungswelle auslösen, sagen Branchenkenner.

Bei grenzüberschreitenden Übernahmen seien die Hürden eher noch größer. Solange es keine echte Bankenunion in Europa gebe, dürfe man die Wahrscheinlichkeit wirklich großer Deals nicht überschätzen, mahnt Analyst Benjie Creelan Sandford von Algebris Investments. Mit den nächsten Schritten bei der Commerzbank <CBKG.DE> dürfte UniCredit-Chef Andrea Orcel nach dem Aufschrei in der deutschen Politik in Reaktion auf den Einstieg auf ein womöglich freundlicheres Umfeld nach der Bundestagswahl warten.

NÄCHSTE DEREGULIERUNGSWELLE IN DEN USA ERWARTET

Dabei sehen sich die Großbanken unter Zugzwang: Zwar hat der europäische Bankenindex <.SX7P> in den vergangenen zwei Jahren kräftig zugelegt, und doch hinken die europäischen Institute der US-Konkurrenz immer stärker hinterher. Und das dürfte sich 2025 noch verstärken, wenn der künftige US-Präsident Donald Trump wie erwartet die nächste Deregulierung der Finanzbranche einläutet. Schon im vergangenen Jahr wurden in Europa nach Daten der Unternehmensberatung EY Finanzdienstleister für 52 Milliarden Euro verkauft, zehn davon für mehr als eine Milliarde Euro. Das ist das höchste Transaktionsvolumen seit 2015.

Was für die Banken gilt, ist in der Vermögensverwaltung noch augenfälliger. Denn die Fondsgesellschaften sind zusätzlich einer wachsenden Konkurrenz durch passive Produkte wie ETFs ausgesetzt, der sie mit Größenvorteilen begegnen wollen: BNP Paribas <BNPP.PA> hat sich bereits die Fonds-Sparte des Versicherers AXA <AXAF.PA> geschnappt, die Allianz <ALVG.DE> hält Ausschau nach einem großen Partner für Allianz Global Investors und hat laut Insidern auch schon bei Amundi <AMUN.PA> vorgefühlt - auch wenn daraus zunächst nichts geworden ist. Was lange als undenkbar gegolten habe, sei jetzt möglich, und "jeder spricht mit jedem", fasst ein hochrangiger italienischer Banker zusammen.

Auch hier haben die US-Institute eine bessere Ausgangslage - schon ihrer schieren Größe wegen. "Es ist viel einfacher, etwas mit (Kundengeldern von) 400 Milliarden Dollar zu verdauen, wenn man zwei Billionen schwer ist - davon bekommt man vermutlich keine Magenverstimmung", sagt Dean Frankle von Boston Consulting.

(Mitarbeit: Valentina Za und Iain Withers. Geschrieben von Alexander Hübner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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