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Berlin, 16. Okt (Reuters) - Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser UNRWA steht nach den Worten seines Chefs Philippe Lazzarini im Gazastreifen möglicherweise kurz vor dem Zusammenbruch. "Es ist nicht auszuschließen, dass wir bald nicht mehr in der Lage sein werden, zu arbeiten", sagte Lazzarini auf einer Pressekonferenz am Mittwoch in Berlin. "Wir sind sehr nahe an einem möglichen Knackpunkt. Wann dieser sein wird, weiß ich nicht. Aber wir sind sehr nahe daran", fügte er hinzu.
Das Hilfswerk sehe sich sowohl finanziellen als auch politischen Bedrohungen ausgesetzt, sagte der Schweizer UN-Diplomat. Hinzu kämen Schwierigkeiten im täglichen Betrieb, da die Hilfe angesichts der Gefahr von Krankheiten und Hungersnot dringender denn je benötigt werde. Mit Blick auf den Winter und geschwächte Immunsysteme vieler Menschen dort bestehe ein reales Risiko für Hungersnot oder akute Mangelernährung.
Das UNRWA versorgt Millionen Palästinenser im Gazastreifen, im Westjordanland, in Jordanien, im Libanon und in Syrien unter anderem in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Sozialdienste und andere und Hilfsleistungen. Die UN-Agentur steht aber auch in der Kritik wegen einer möglichen zu großen Nähe zur radikal-islamischen Hamas. Die Beziehungen zu Israel waren schon immer angespannt, haben sich aber seit Ausbruch des Gaza-Krieges vor einem Jahr deutlich verschlechtert.
Israel startete die Offensive gegen die Hamas im Gazastreifen, nachdem die palästinensische Militärgruppe am 7. Oktober 2023 Angriffe auf Israel verübt hatte, bei denen nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und etwa 250 als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden in Gaza sind bei der israelischen Offensive bislang mehr als 42.000 Palästinenser getötet worden.
Die israelische Regierung beschuldigte im Januar Mitarbeiter von UNRWA, mit Hamas-Militanten in Gaza zu kollaborieren. Als Reaktion darauf setzten einige Geberländer - darunter auch Deutschland - ihre Finanzierung aus. Die Vereinten Nationen leiteten eine Untersuchung zu den Vorwürfen Israels ein und entließen neun UNRWA-Mitarbeiter. Daraufhin wurden die Hilfszahlungen wieder aufgenommen.
(Bericht von Miranda Murray, Alexander Ratz Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)