Mailand, 17. Sep (Reuters) - Die italienische Großbank UniCredit will sich Insidern zufolge bei der Europäischen Zentralbank (EZB) die Genehmigung einholen, ihre Anteile an der Commerzbank <CBKG.DE> nötigenfalls auf bis zu 30 Prozent aufzustocken. UniCredit strebe dies an, da ein Erreichen der 30-Prozent-Schwelle nach deutschem Recht ein verpflichtendes Übernahmeangebot auslösen würde, sagten drei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Unicredit-Chef Andrea Orcel wolle sich auf diese Weise genügend Handlungsspielraum sichern. Der Antrag solle in den nächsten Tagen eingereicht werden. Die italienische Tageszeitung "Il Messagero" hatte zuerst darüber berichtet.
Unicredit, die in Deutschland mit ihrer Marke HypoVereinsbank bekannt ist, hatte vergangenen Mittwoch überraschend mitgeteilt, neun Prozent an der zweitgrößten börsennotierten deutschen Bank erworben zu haben. Im Falle eines Zusammenschlusses der Institute könnte ein Bankriese entstehen, der einen Marktwert von etwa 74 Milliarden Euro erreicht. Commerzbank-Chef Manfred Knof äußerte sich am Montag in Berlin zurückhaltend zu einer möglichen Fusion. "Wir sind natürlich von unserem eigenen Plan überzeugt", sagte Knof. Aber wenn jemand anders gute Ideen vorlege, werde man das professionell prüfen - im Sinne der Kunden, Mitarbeiter und Investoren.
Die Commerzbank ist für die italienische Großbank schon seit mehr als zwei Jahrzehnten ein mögliches Übernahmeziel. UniCredit-Chef Orcel hat bereits gesagt, der Anteilserwerb könne Auftakt für eine vollständige Übernahme sein. Voraussetzung sei, dass es eine breite Unterstützung für eine Transaktion gebe, die Mehrwert für die Commerzbank, UniCredit, Deutschland und Europa schaffte. Dem "Handelsblatt" vom Montag sagte er, für den Moment sei UniCredit nur ein Aktionär. "Aber eine Zusammenführung beider Banken könnte zu einem erheblichen Mehrwert für alle Stakeholder führen und würde einen deutlich stärkeren Wettbewerber auf dem deutschen Bankenmarkt schaffen." Es gebe wenige Überschneidungen zwischen den Instituten.
Bei Offenlegung des Anteilserwerbs vergangene Woche hatte UniCredit bereits erklärt, dass die Bank eine Genehmigung anstreben werde, um die Beteiligung bei Bedarf über 9,9 Prozent hinaus zu erhöhen, damit das Institut flexibel handeln könne. Die EZB nimmt Investoren, die mindestens zehn Prozent einer Bank besitzen wollen, unter die Lupe, um sicherzustellen, dass sie geeignete Aktionäre sind. Das Gleiche gilt für Schwellenwerte von 20, 30 oder 50 Prozent. UniCredit wird sich zunächst an die deutsche Finanzaufsicht BaFin wenden, die den Antrag dann an die EZB weiterleitet. Diese hat bis zu 60 Arbeitstage Zeit zu antworten, was bei Bedarf auf 90 Tage verlängert werden kann.
(Bericht von Valentina Za Bearbeitet von Frank Siebelt Redigiert von Olaf Brenner Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)