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15.10.2024 /06:21:16
WDHLG-Streit der G20-Partner Indien und Kanada um Sikh-Mord spitzt sich zu

(Wiederholung vom Abend)
Neu-Delhi, 15. Okt (Reuters) - Der Streit zwischen den
G20-Partnern Indien und Kanada im Zusammenhang mit der Ermordung
eines führenden Sikh-Separatisten im Jahr 2023 in Kanada spitzt
sich zu. Indiens Außenministerium zog am Montag seinen
Botschafter aus Kanada ab und ordnete die Ausweisung von sechs
kanadischen Diplomaten an. Kurz darauf wies Kanada sechs
indische Diplomaten und Konsularbeamte aus. Auslöser ist dem
Außenministerium in Neu-Delhi zufolge die Nennung des indischen
Botschafters und weiterer Mitarbeiter als "Personen von
besonderem Interesse" in einer Untersuchung im Zusammenhang mit
dem Tod des Sikhs. "Wir haben kein Vertrauen in das Engagement
der aktuellen kanadischen Regierung, ihre Sicherheit zu
gewährleisten", hieß es. Die sechs kanadischen Diplomaten hätten
bis Samstag Zeit, das Land zu verlassen.

Kanada bezichtigt die indische Regierung, in die Ermordung des Sikh-Separatisten Hardeep Singh Nijjar verwickelt zu sein. Der kanadische Staatsbürger war am im Juni 2023 vor einem Sikh-Tempel in einem Vorort von Vancouver an der Westküste Kanadas, erschossen worden. Der 45-Jährige war 1997 nach Kanada gezogen. Er setzte sich für die Khalistan-Bewegung ein, die seit Jahrzehnten einen eigenen unabhängigen Staat für die Sikhs im Punjab im indisch-pakistanischen Grenzgebiet anstrebt. Seitdem Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau die Vorwürfe vor rund einem Jahr publik gemacht hat, schaukeln sich die Spannungen hoch. In der Gruppe der G20 - der Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländern sowie der EU - arbeiten Kanada und Indien als Partner miteinander.

Die Regierung in Ottawa hat die indischen Angaben, den Botschafter und die anderen Mitarbeiter als "Personen von besonderem Interesse" einzustufen, öffentlich nicht bestätigt.

Inzwischen wurde auch der kanadische Geschäftsträger in Indien vom Neu-Selhi einbestellt. Stewart Wheeler hatte die Vorwürfe der kanadischen Regierung gegenüber der Regierung von Indiens Ministerpräsident Narendra Modi am Montag wiederholt. "Kanada hat glaubwürdige, unwiderlegbare Beweise für Verbindungen zwischen Agenten der indischen Regierung und dem Mord an einem kanadischen Staatsbürger auf kanadischem Boden vorgelegt", sagte er. Nun sei es an der Zeit, dass Indien diese Vorwürfe wie versprochen untersuche. Das Außenministerium Indiens erwiderte, die Behauptungen seien ohne entsprechende Beweise erhoben worden. "Es besteht wenig Zweifel daran, dass unter dem Vorwand einer Untersuchung eine gezielte Strategie verfolgt wird, Indien aus politischen Gründen zu diffamieren."

Der indischen Regierung sind die Aktivitäten separatistischer Sikhs in Kanada seit langem ein Dorn im Auge. Kanada hat die größte Sikh-Bevölkerung außerhalb des indischen Bundesstaats Punjab. 2021 gaben 770.000 Menschen in Kanada den Sikhismus als ihre Religion an.

(Bericht von Krishn Kaushik und Sakshi Dayal, geschrieben von Philipp Krach, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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