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29.10.2024 /09:00:01
Umfrage unter 25.000 Firmen - DIHK erwartet auch 2025 kein Wirtschaftswachstum

Berlin, 29. Okt (Reuters) - Die Wirtschaft wird nach Einschätzung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) auch im nächsten Jahr nicht wachsen. Das teilte der Verband am Dienstag in Berlin auf Basis einer Umfrage unter rund 25.000 Unternehmen aus allen Branchen mit. Es wäre bereits das dritte Jahr in Folge mit Stagnation oder einer schrumpfenden Wirtschaft. Der Verband ist damit deutlich pessimistischer als Ökonomen und Bundesregierung. "Wir haben es nicht nur mit einer konjunkturellen, sondern einer hartnäckigen strukturellen Krise am Standort Deutschland zu tun", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. "Für 2025 geben es unsere Zahlen nicht her, optimistisch zu werden. Im Gegenteil, an manchen Stellen lassen die Rückmeldungen der Unternehmen befürchten, dass es noch schlechter kommen könnte."

Für dieses Jahr ist der Verband pessimistischer als bisher und geht nun von einem Minus von 0,2 Prozent bei der Wirtschaftsleistung aus. 2025 wird dann Stagnation prognostiziert. 2023 war die Wirtschaft bereits um 0,3 Prozent geschrumpft. Zwar gab es 2009 wegen der globalen Finanzkrise und 2020 wegen der Corona-Lockdowns deutlich stärkere Einbrüche. Aber nur 2002 und 2003 schrumpfte die Wirtschaft zwei Jahre in Folge. Damals reagierte die rot-grüne Regierung mit der "Agenda 2010" - weitreichenden Arbeitsmarkt- und Sozialreformen.

Die jetzige Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP setzt gerade ihre Wachstumsinitiative um, ein Maßnahmenbündel zur Stärkung des Standorts. Ökonomen halten das Paket aber nicht für durchschlagskräftig genug. Auch führende Ampel-Vertreter sprechen sich für weitergehende Schritte aus, streiten aber über die Details.

Wansleben sagte, die Wirtschaft brauche einen Befreiungsschlag. Es gebe zu viel Bürokratie, zu hohe Steuern und die Energie sei im internationalen Wettbewerb zu teuer. "Uns bereitet große Sorgen, wie sehr Deutschland für Europa zur wirtschaftlichen Belastung wird und seiner Rolle als Zugpferd nicht mehr gerecht werden kann." Der Export dürfte 2024 und 2025 stagnieren. Die Investitionen in Anlagen werden laut DIHK dieses Jahr deutlich und nächstes Jahr noch leicht schrumpfen. Der private Konsum dürfte 2024 stagnieren und 2025 leicht anziehen.

INDUSTRIE WENDET SICH AB - KRISE IN AUTOBRANCHE

Am schlechtesten bewerten Industriebetriebe ihre gegenwärtige Lage. Besonders dramatisch ist laut DIHK der Einbruch in der Autobranche, die mitten im Wandel steckt. Jedes zweite Unternehmen der Branche melde aktuell ein Problem bei der Finanzlage. Mit Blick auf die kommenden Monate sagen 31 Prozent aller befragten Firmen, dass sie mit schlechteren Geschäften rechnen. Eine Verbesserung erwarten nur 13 Prozent.

Die Investitionen liegen laut DIHK immer noch deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. "Es gibt auch keine Hinweise auf eine Verbesserung." Ein Drittel der Unternehmen will seine Investitionen in Deutschland zurückfahren, in der Industrie sind es sogar 40 Prozent. Es gebe zwar keinen flächendeckenden Personalabbau, aber die Zeit sinkender oder stabiler Arbeitslosenzahlen dürfte erst einmal vorbei sein. "Anders als in den letzten Jahren wird es zukünftig auch vermehrt Arbeitsplatzverluste gegeben. Derzeit wird das noch durch die demografische Entwicklung gebremst."



(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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