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14.10.2024 /11:39:20
Chinas Exportmotor kommt im September nicht auf Touren

Peking, 14. Okt (Reuters) - Chinas Export ist zuletzt hinter den Erwartungen zurückgeblieben und nährt Zweifel an einer durchgreifenden Konjunkturerholung. Der Wert der Ausfuhren stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur um 2,4 Prozent, wie aus Zolldaten vom Montag hervorgeht. Dies ist der niedrigste Wert binnen fünf Monaten. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten ein Plus von 6,0 Prozent erwartet, nach einem Zuwachs von 8,7 Prozent im August. Der Export hatte sich in jüngster Vergangenheit als eine der Triebfedern des Wachstums in der Volksrepublik erwiesen, während die Wirtschaft im Inland weiterhin durch eine Immobilienkrise und Kaufzurückhaltung der Verbraucher ausgebremst wird.

Diese Schwäche zeigt sich auch an den aktuellen Importdaten. Die Einfuhren legten im September lediglich um 0,3 Prozent zu. Experten hatten ein Plus von 0,9 Prozent auf dem Zettel, nach einem Zuwachs von 0,5 Prozent im August. Die aktuelle Kaufzurückhaltung der chinesischen Konsumenten spiegelte sich auch in den am Wochenende veröffentlichten schwachen Inflationsdaten wider.

Der chinesische Finanzminister Lan Foan hatte am Samstag einen Maßnahmenkorb zur Ankurbelung der Wirtschaft angekündigt. So soll unter anderem die Ausgabe von Staatsanleihen "erheblich" erhöht werden, um Menschen mit geringem Einkommen zu stützen, den Immobilienmarkt wieder in Schwung zu bringen und das Kapital der staatlichen Banken wieder aufzufüllen. Chinas Wirtschaft kommt nach der Corona-Krise nicht wie gewünscht in Schwung. Die Führung in Peking hatte zwar Ende September das größte Konjunkturprogramm des Landes seit der Pandemie vorgestellt, um die Wirtschaft anzukurbeln. An den Finanzmärkten war zuletzt aber spekuliert worden, wie und in welchem Umfang sie die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt anschieben will.

ZWEIFEL AN "BIG-BANG-KONJUNKTURPROGRAMM"

Dass die Regierung am Wochenende bei der Ankündigung der Maßnahmen recht vage blieb, enttäuschte viele Beobachter. Analyst Tony Sycamore vom Brokerhaus IG bezeichnete die Ankündigung als "Flop". Auch der Chefökonom der VP Bank, Thomas Gitzel, konstatiert: "An den Finanzmärkten kam es zu langen Gesichtern." Die Hoffnung sei groß gewesen, dass die chinesische Regierung mit einer üppigen Summe aufwarten würde: "Dies zeigt aber einmal mehr, dass die aktuelle Staatsregierung unter Xi Jinping mit großen Konjunkturprogramm grundsätzlich ihre Schwierigkeiten hat", meint der Ökonom.

Die staatlichen Hilfen der Vergangenheit führten nach seiner Einschätzung zu Überinvestitionen. Die Investitionen seien mit über 41 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auch noch immer auf einem hohen Niveau: "Xi Jinping geht es derweil um einen langfristigen Umbau der Volkswirtschaft. Ob es also überhaupt zu einem Big-Bang-Konjunkturprogramm kommt, bleibt fraglich."

Zugleich ziehen dunkle Wolken über dem internationalen Handel auf. Zwischen China und der EU droht eine Zollspirale, die auch die deutschen Autobauer treffen könnte. Die Volksrepublik verhängte jüngst vorübergehende Antidumpingmaßnahmen auf Weinbrand-Importe aus der Europäischen Union. Die Maßnahmen Pekings gelten als Retourkutsche an die EU: Die EU-Kommission hat bekanntgegeben, dass sie die Unterstützung der Mitgliedstaaten hat, um geplante Strafzölle auf E-Autos aus China zu verhängen. Zugleich sollen Verhandlungen mit der Regierung in Peking für eine Lösung des Handelsstreits jedoch fortgesetzt werden.

(Bericht von Joe Cash, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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