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24.09.2024 /14:17:18
FOKUS 1-Sanierungsgutachter halten BayWa für überlebensfähig

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Roland Berger: BayWa kann saniert werden

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Umbau dürfte sich über Jahre hinziehen

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BayWa-Aktie springt um 15 Prozent nach oben
 
(neu: Kursreaktion, mehr Hintergrund)
München, 24. Sep (Reuters) - Das vorläufige Urteil der
Sanierungsgutachter von Roland Berger macht dem angeschlagenen
Münchner Agrar- und Baustoffkonzern BayWa <BYWGnx.DE> Hoffnung.
Die Gutachter seien in einem ersten Entwurf zu dem Schluss
gekommen, dass die BayWa "unter bestimmten Voraussetzungen
saniert" werden und mittelfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit
wiederherstellen könne, teilte das Unternehmen in der Nacht zum
Dienstag mit. Ein positives Urteil der Gutachter ist die
Voraussetzung dafür, dass die Banken dem Konzern weiter Geld
leihen dürfen. Sie hatten vor zwei Monaten auf das Gutachten
gedrängt, das die BayWa bei Roland Berger in Auftrag gab. Bisher
haben sie nur versprochen, bis Ende September stillzuhalten.
Der Umbau werde sich freilich über Jahre hinziehen,
heißt es laut BayWa in dem Gutachten. Dazu gehörten zahlreiche
operative Einsparmaßnahmen wie die Schließung von
Niederlassungen und der Abbau von Stellen, auf die Vorstandschef
Marcus Pöllinger die Belegschaft bereits vorbereitet hatte, und
der Verkauf einzelner Geschäftsbereiche.

Die Aussichten auf eine Rettung ließen die BayWa-Aktie am Dienstag um 15 Prozent auf 12,66 Euro steigen. sagte ein Händler. "Aber die Nachricht schließt nicht unbedingt eine massive Verwässerung für die derzeitigen Aktionäre aus", gab ein Händler zu bedenken. Zu den Inhalten des fast 200 Seiten starken Gutachtens, das die Zukunftschancen aller Sparten detailliert beleuchtet, wurde zunächst wenig bekannt. Die Grundaussage: Nur wenn die BayWa in wesentlichen Geschäftsbereichen Marktführer sei, könne sie auch wettbewerbsfähige Renditen erwirtschaften.

Der Entwurf des Sanierungsgutachtens ist die Grundlage
für die weiteren Gespräche mit den Banken. Sie und die
Eigentümer hatten die Liquiditätslücke, die sich im Sommer
aufgetan hatte, mit einem 550 Millionen Euro schweren
Finanzierungspaket überbrückt. "Die Verhandlungen mit den
Finanzierungspartnern (...) über das Sanierungskonzept sowie die
Neuordnung der Finanzierung verlaufen weiterhin konstruktiv",
erklärte die BayWa. Der Vorstand gehe davon aus, dass sie
erfolgreich abgeschlossen werden können.
Das endgültige Sanierungsgutachten wird erst erwartet,
wenn die Finanzierung unter Dach und Fach ist. Das soll bis zum
Jahresende der Fall sein. Das bis Ende September befristete
Stillhalteabkommen kann um bis zu drei Monate verlängert werden.
Möglicherweise braucht die BayWa bis dahin noch mehr Geld, weil
die Ernten finanziert werden müssen.
 
Ein Grund für die Liquiditätskrise des
genossenschaftlich dominierten Konzerns waren steigende
Zinszahlungen, nachdem die Erneuerbare-Energien-Tochter BayWa
r.e. immer mehr Kapital für ihre Wind- und Solar-Projekte
brauchte, diese sich aber immer schwerer wieder verkaufen
ließen. Die BayWa ist inzwischen mit mehr als fünf Milliarden
Euro verschuldet. Der aus der Schweiz stammende
Minderheitseigentümer der BayWa r.e., Energy Infrastructure
Partners (EIP), würde seine Beteiligung nach Informationen der
Nachrichtenagentur Reuters gerne aufstocken. Allerdings würde
die BayWa mit einem Verkauf der Anteile derzeit deutlich weniger
erlösen als beim Einstieg von EIP. Den zu BayWa r.e. gehörenden
Handel mit Solarmodulen will der Konzern behalten.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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