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04.07.2025 /18:20:31
FOKUS 2-Zollängste bremsen Börsen - Fristende für Zolldeals naht

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Höhere Zölle drohen ab kommender Woche

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Investoren hoffen auf Last-Minute-Deals mit den USA

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Wall Street wegen Unabhängigkeits-Tag geschlossen
 
(Neu: Schlusskurse)
Frankfurt, 04. Jul (Reuters) - Angesichts des nahenden
Fristendes bei den Zollverhandlungen mit den USA haben die
europäischen Aktienanleger zum Wochenschluss kalte Füße
bekommen. Der deutsche Leitindex Dax <.GDAXI> fiel um 0,6 Prozent
auf 23.787 Zähler, der EuroStoxx50 <.STOXX50E> verlor ein
Prozent. Sollten nicht noch einige Last-Minute-Deals
abgeschlossen werden, dürften sich viele Staaten ab der
kommenden Woche höheren Zöllen ausgesetzt sehen, sagte Thomas
Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Und Stand jetzt
gehören dazu auch die Staaten der EU - gerade die
exportorientierte deutsche Wirtschaft trifft das hart."

US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag angekündigt, die einzelnen Länder in Kürze darüber zu informieren, mit welchen Zollsätzen sie auf ihre Exporte in die USA konkret rechnen müssen. Im April wurden die Zollsätze für die meisten Länder vorübergehend auf zehn Prozent gesenkt, um Zeit für Verhandlungen zu schaffen. Diese Frist läuft am 9. Juli ab. Man stehe nun "Gewehr bei Fuß, was Nachrichten zum Handel mit den USA anbelangt", sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. An der Wall Street blieben Reaktionen auf die Zollunsicherheit am Freitag aus, da die US-Börsen feiertagsbedingt geschlossen sind.

US-STEUERGESETZ KÖNNTE DOLLAR LANGFRISTIG SCHADEN

Am Devisenmarkt geriet der Greenback nach einer kurzen Erholungsphase am Vortag wieder unter die Räder. Der Dollar-Index <.DXY> gab 0,2 Prozent auf 96,8560 Punkte nach. Der Euro <EUR=> notierte mit 1,1782 Dollar um 0,2 Prozent fester. Anleger fürchten, dass die Verabschiedung des umstrittenen Steuer- und Ausgabengesetzes von Trump den Schuldenberg der USA deutlich nach oben treiben wird. Durch eine unkontrollierte Haushalts- und Schuldenpolitik könnten die Glaub- und Kreditwürdigkeit der USA leiden und die Anleiherenditen steigen, warnte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Auch die Analysten der Commerzbank konstatierten, das Gesetz trage langfristig zu den Sorgen bei, was den Status des US-Dollars angehe. Seit Jahresbeginn hat der Dollar-Index bereits über zehn Prozent an Wert eingebüßt.

Auf der Unternehmensseite stachen Rheinmetall <RHMG.DE> ins Auge. Ein optimistischer Analysten-Kommentar schob die Rüstungsaktien an die Dax-Spitze, die Titel legten 3,3 Prozent auf 1755 Euro zu. JP Morgan hat das Kursziel für die Aktien auf 2250 Euro (zuvor 2100 Euro) erhöht. Die Experten sehen angesichts der anziehenden Verteidigungsausgaben in Deutschland für die Aktien noch Luft nach oben. Die Papiere von Hensoldt <HAGG.DE> rückten im MDax <.MDAXI> um 3,2 Prozent vor.

Noch deutlicher ging es in dem Nebenwerteindex für Hugo Boss <BOSSn.DE> bergauf, die vier Prozent gewannen. Der britische Hugo-Boss-Großaktionär Frasers schrieb in einer Pflichtmitteilung, die Aktie sei unterbewertet, sodass sich Vorstand und Aufsichtsrat auf die Steigerung des Unternehmenswertes konzentrieren sollten, statt Dividenden auszuschütten.

CHINAS COGNAC-ZÖLLE LASTEN AUF SPIRITUOSENHERSTELLERN

An der Pariser Börse rückten die französischen Spirituosenhersteller in den Fokus. Das chinesische Handelsministerium erklärte, ab dem 5. Juli für einen Zeitraum von fünf Jahren Zölle von bis zu 34,9 Prozent auf Brandy zu erheben. Unternehmen, die sich zu Mindestpreisen verpflichten, sollen von den höheren Zollsätzen verschont werden. Die Titel von LVMH <LVMH.PA>, Eigentümer von Hennessy, gaben 1,8 Prozent nach. Pernod Ricard <PERP.PA> lagen 0,4 Prozent schwächer.

Am Ölmarkt gerieten die Preise für das Nordseeöl Brent und WTI <CLc1> ins Wanken. Beide verloren gut ein Prozent auf 68,20 und 66,39 Dollar je Fass. Anleger setzten darauf, dass sich die großen Produzenten der Opec+-Gruppe an diesem Wochenende auf eine Erhöhung ihrer Produktion einigen werden. Für Erleichterung sorgte zudem, dass der Iran sein Engagement für die Nichtverbreitung von Atomwaffen bekräftigte. Im Falle eines Wiederaufflammens des militärischen Konflikts zwischen Israel und dem Iran fürchten Anleger Versorgungsengpässe am Ölmarkt.

(Bericht von Anika Ross und Daniela Pegna Redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).) ((daniela.pegna@thomsonreuters.com; Reuters Messaging:

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