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02.10.2024 /14:58:42
FOKUS 2-Bahn-Aufsichtsrat billigt Schenker-Verkauf an dänische DSV

(Neu: Bestätigung Bahn, Gewerkschaft EVG, DSV-Vorstandschef)

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Knappes Ja für Verkauf für 14,3 Milliarden Euro an DSV

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Unterlegener Bieter CVC beklagt unfaires Verfahren

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Erlöse sollen Schuldenberg der Bahn abtragen helfen
 
- von Markus Wacket
Berlin, 02. Okt (Reuters) - Der Aufsichtsrat der
Deutschen Bahn hat den Verkauf der Spedition Schenker an
den dänischen Logistiker DSV gebilligt. Der Verkauf sei
ein wichtiger Meilenstein für die Bahn, um sich auf die
Eisenbahn in Deutschland zu konzentrieren, erklärte am Mittwoch
Aufsichtsratschef Werner Gatzer und bestätigte einen Bericht der
Nachrichtenagentur Reuters. Auch die Genehmigung nach der
Bundeshaushaltsordnung sei erteilt. Damit hat der
Schenker-Verkauf für gut 14 Milliarden Euro die letzte Hürde
genommen. Ein Vorvertrag ist bereits geschlossen, formal soll
das Geschäft im nächsten Jahr besiegelt werden. Die Aktien von
DSV stiegen nach der Reuters-Meldung um fünf Prozent.

Das Ja im Aufsichtsrat fiel allerdings denkbar knapp aus. Vor allem wegen der Bedenken der Arbeitnehmervertreter im Gremium habe es neun Nein-Stimmen gegeben, sagten mit dem Abstimmungsergebnis Vertraute. Dazu gab es eine Enthaltung, auf der anderen Seite zehn Ja-Stimmen.

Die Bahn-Gewerkschaft EVG hatte angekündigt, dass ihre Mitglieder unter anderem wegen der Gefahr für die Schenker-Arbeitsplätze das Geschäft ablehnen werden. "Wir halten die Entscheidung zum Verkauf von Schenker für einen schweren strategischen Fehler", sagte der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert. Dies habe man in der Sitzung deutlich gemacht, sei aber von Eigentümern und Arbeitgebervertretern überstimmt worden. Man erwarte jetzt klare Garantien, dass die Erlöse auch komplett bei der Bahn bleiben.

Der Logistikkonzern DSV zeigte sich erfreut: "Das bedeutet, dass wir unsere Anstrengungen fortsetzen können, um das Geschäft planmäßig abzuschließen." Man freue sich darauf, einen Weltmarktführer in der Logistik-Branche aufzubauen.

Die Dänen setzten sich im Bieterkampf gegen den Finanzinvestor CVC <CVC.AS> durch. DSV und Schenker sind im zersplitterten weltweiten Logistikmarkt die Nummer drei und vier. Zusammen wären sie die weltweite Nummer 1. Beide beschäftigen weltweit je über 70.000 Mitarbeiter. Der Erlös aus dem Verkauf soll der Bahn vollständig zufließen, vor allem um den Schuldenberg von über 30 Milliarden Euro abzutragen.

Die Schenker-Gewerkschaft Verdi hatte gegen einen Verkauf an DSV demonstriert. Sie befürchtet, dass bei einem Zusammenschluss Standorte und Doppelfunktionen wegfallen könnten. Verdi hatte daher CVC favorisiert. Verdi-Vertreter sind allerdings nicht im Konzern-Aufsichtsrat vertreten. DSV hatte eingeräumt, dass von den knapp 15.000 Stellen bei Schenker in Deutschland rund Tausend wegfallen könnten. In fünf Jahren würden beide Organisationen dann zusammen mehr Menschen beschäftigen als DSV und Schenker heute in Deutschland. Die Traditionsmarke Schenker wird allerdings verschwinden.

CVC HATTE GEWERKSCHAFT VERDI AUF IHRER SEITE

Der Finanzinvestor CVC hatte damit geworben, die Marke zu erhalten und Schenker später über die Börse weiterzuverkaufen. CVC hatte argumentiert, dies würde erheblich weniger Stellen kosten als ein Zusammenschluss mit DSV. Nach Auffassung von CVC habe man zudem das attraktivere Kaufpaket angeboten. In einem Schreiben an den Aufsichtsrat der Bahn hatte CVC zuletzt dies noch einmal mit einem Gutachten untermauert.

Die Bahn will sich von Schenker trennen, um sich auf das Kerngeschäft der Eisenbahn in Deutschland zu konzentrieren und die Schuldenlast abzubauen. Schenker ist allerdings der wichtigste Gewinnlieferant in den vergangenen Jahren für den Staatskonzern gewesen. Daher stehen die übrigen Sparten wie Personen- und Güterverkehr nun vor einem scharfen Sanierungskurs.

(Redigiert von Ralf Banser Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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