Nachricht


26.09.2024 /12:44:42
DIHK - Staat muss Cyber-Sicherheit bei neuen Auflagen Priorität einräumen

Berlin, 26. Sep (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft fordert von der Bundesregierung, bei neuen Auflagen für Unternehmen dem Kampf gegen Cyberangriffe Vorrang einzuräumen. Man erwarte eine klare Priorisierung, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben am Donnerstag in Berlin mit Verweis auf hohe Kosten für die Wirtschaft durch die bevorstehende Umsetzung der sogenannten europäischen NIS-2-Richtlinie. Es könne nicht sein, dass die Regierung den Firmen zugleich auch in anderen Bereichen wie dem Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz immer mehr Bürokratie aufbürde.

Mit der NIS-2-Richtlinie soll ein hohes gemeinsames Cybersicherheitsniveau in der EU geschaffen werden. Im deutschen Gesetzentwurf zu NIS-2 heißt es, dass der höhere jährliche Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft rund 2,2 Milliarden Euro betrage. Diese Kosten beträfen fast ausschließlich die Einführung oder Anpassung digitaler Prozessabläufe. Dazu käme ein einmaliger Aufwand von rund 2,1 Milliarden Euro. Diese zusätzlichen Belastungen liegen deutlich über den Entlastungen, die durch das am Donnerstag beschlossene Bürokratieabbau-Paket der Ampel-Regierung erreicht werden sollen.

Wansleben betonte, dass auch die Wirtschaft den Kampf gegen Cyberangriffe als sehr wichtig ansehe. Aber wenn es eine neue geostrategische Lage in der Welt gebe und Sicherheit die Nummer Eins-Priorität sei, dann müsse der Staat sich bei anderen Auflagen zurückhalten. Wenn die EU-Kommission wirklich die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft stärken wolle, müsse sie nicht nur auf die Einführung immer neuer Pflichten verzichten, sondern auch die Hunderte von bereits bestehenden Richtlinien und Verordnungen überprüfen.

Die Präsidentin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Claudia Plattner, sagte den Firmen zu, dass das BSI bei der Umsetzung von NIS-2 aktive Hilfe leisten wolle. "Cybersicherheit ist eine Teamaufgabe - wir müssen alle unsere Kräfte bündeln, um widerstandfähiger zu werden", sagte sie. Deshalb gebe es zusammen mit der Wirtschaft bereits Aufklärungsveranstaltungen. Trotz des enormen Beratungsbedarfs stünden dem BSI aber nicht mehr Stellen zur Verfügung.

Plattner mahnte, alle Unternehmen müssten zunächst einmal Klarheit über die von ihnen eingesetzte Software haben, um möglichen Schwachstellen für Cyberangriffe begegnen zu können. Es werde immer wichtiger, nur Software von Herstellern einzusetzen, die vertrauenswürdig seien und Sicherheits-Updates für den gesamte Lebenszyklus einer Software anböten. Der Fokus müsse auf "Sicherheit statt Bürokratie" liegen. Die jährlichen Schäden für deutsche Firmen durch Cyberangriffe werden auf mehr als 200 Milliarden Euro geschätzt.

(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.