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Frankfurt deutlich unter Vorkrisenniveau |
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Fraport-Chef beklagt hohe Standortkosten |
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Airport selbst braucht auch mehr Geld |
(Neu: Details, Hintergrund) |
Frankfurt, 05. Nov (Reuters) - Der Flughafenbetreiber |
Fraport <FRAG.DE> geht auch für die kommenden Jahre von |
vergleichsweise schwachem Wachstum der Passagierzahl an seinem |
Heimatstandort Frankfurt aus. "Wir erwarten in den nächsten |
Jahren überproportionales Wachstum im internationalen Portfolio |
und geringeres Wachstum in Frankfurt", sagte Fraport-Chef Stefan |
Schulte am Dienstag. Stark gestiegene staatliche Standortkosten, |
die den Ausbau des Flugangebots der Airlines bremsten, seien ein |
Grund dafür. "Die Bundesregierung muss sich bewegen, der |
Luftverkehr ist essenziell für den Wohlstand", forderte er mit |
Blick auf den starken Anstieg von Luftverkehrssteuer und |
Gebühren für Luftsicherheitskontrollen und Flugsicherung. |
"Fluggesellschaften bauen ihr Angebot aufgrund dieser |
Kostenentwicklung in anderen Märkten aus, wo sie weniger |
Gebühren an den Staat entrichten müssen", sagte Schulte. Ein |
Flug von Frankfurt nach New York koste rund 18.000 Euro Steuern |
und Gebühren, ein Plus von 185 Prozent seit 2019. Am Flughafen |
Paris falle für einen New-York-Flug nur 6400 Euro an. Der |
Billigflieger Ryanair und die Lufthansa-Tochter Eurowings |
hatten wegen der Kosten Flüge von Hamburg und Berlin gestrichen. |
Jetzt kündigte auch der Ferienflieger Condor an, wegen der |
"exorbitant steigenden Standortkosten" in Deutschland seinen |
Flugplan zu stutzen, um künftig von Zürich, Wien, Prag, Mailand |
und Rom mit fünf Flugzeugen neue Verbindungen anzubieten. |
In Deutschland erholt sich der Luftverkehr im |
europäischen Vergleich am langsamsten vom Einbruch während der |
Corona-Pandemie. Das gilt auch für den größten deutschen |
Flughafen: In Frankfurt stieg die Zahl der Fluggäste in den |
ersten neun Monaten um knapp fünf Prozent gegenüber dem |
Vorjahreszeitraum auf 46,7 Millionen, das entsprach 87 Prozent |
des Vorkrisenjahres 2019. Vor Jahresfrist lag diese |
Erholungsrate bei 82 Prozent. Im dritten Quartal zählte |
Frankfurt nur 1,8 Prozent mehr Passagiere, die auch mit Ausgaben |
in Geschäften und Restaurants oder Parkgebühren bei Fraport für |
Einnahmen sorgen. |
Gebremst wird das Wachstum auch durch den Hauptkunden |
Lufthansa <LHAG.DE> - dahinter steckt vor allem der Mangel an |
neuen Flugzeugen wegen der Lieferprobleme des US-Herstellers |
Boeing <BA.N>. Der Winterflugplan in Frankfurt wird nur schwach |
ausgebaut. Im Gesamtjahr erwartet Schulte nicht viel mehr als 61 |
Millionen Fluggäste nach 59 Millionen im Vorjahr und dem |
Spitzenwert von gut 70 Millionen vor der Pandemie. |
An Flughäfen im Ausland, die Fraport kontrolliert, haben |
die Passagierzahlen unterdessen das Niveau von 2019 schon mit |
neuen Rekordwerten übertroffen. Das gilt etwa für die |
touristisch geprägten Regionalflughäfen in Griechenland oder den |
Airport im türkischen Urlaubszentrum Antalya. "Von dieser |
Performance profitieren wir wirtschaftlich mit einer soliden |
Ergebnisverbesserung in den zurückliegenden neun Monaten", |
erklärte Schulte. |
FRAPORT VERLANGT AUCH MEHR |
Bis Ende September stieg der Umsatz von Fraport |
gegenüber den ersten neun Monaten 2023 um zwölf Prozent auf 3,4 |
Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis legte um 9,5 Prozent auf |
1,05 Milliarden Euro zu, das Konzernergebnis sogar um ein |
Fünftel auf 434 Millionen Euro. Trotz der schleppenden Erholung |
in Frankfurt stieg das operative Ergebnis am Heimatstandort |
stärker als das der internationalen Flughäfen. Das lag vor allem |
an dem 2024 um 9,5 Prozent erhöhten Flughafenentgelt, welches |
die Airlines für die Dienste von Fraport bezahlen. Im kommmenden |
Jahr sollen sie weiter steigen in einer Spanne von mehr als fünf |
Prozent bis 9,5 Prozent. Die Gespräche darüber liefen noch, |
erklärte Schulte. Herauskommen werde zumindest kein Aufschlag am |
oberen Ende des Korridors. Die Erhöhung begründete er mit den |
stark gestiegenen Kosten, vor allem durch Tariferhöhungen für |
die Beschäftigten. Außerdem muss Frankfurt die hohen |
Investitionen in das neue Terminal 3 wieder hereinholen. In |
einem Jahr beginnt der Probebetrieb, damit T3 kurz nach Ostern |
2026 startklar ist. |
(Bericht von Ilona Wissenbach. Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)