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Russische Besatzer hielten 350 Menschen als Geiseln |
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Ministerin spricht von Unmenschlichkeit und Terror |
Jahidne, 05. Nov (Reuters) - Bundesaußenministerin |
Annalena Baerbock sieht als Ziel der Unterstützung für die |
Ukraine, dass alle Menschen in dem kriegsgeschundenen Land |
wieder in Frieden und Freiheit leben können. Das machte Baerbock |
am Dienstag bei einem Besuch im nordukrainischen Dorf Jahidne |
deutlich, wo russische Besatzer zu Beginn der Invasion Hunderte |
Bewohnerinnen und Bewohner als Geiseln gehalten hatten. "Dieser |
Ort macht deutlich, ... was russische Besatzung bedeutet: |
Unmenschlichkeit, Terror, Dinge, die niemand auf dieser Welt |
erleben möchte." |
Jahidne liegt in der Oblast Tschernihiw etwa 140 Kilometer nordöstlich von Kiew und wurde nach dem russischen Einmarsch am 22. Februar 2022 besetzt. In der Dorfschule errichteten die russischen Truppen ihr dortiges Hauptquartier. Vom 03. bis 31. März hielten die Besatzer mehr als 350 Dorfbewohner im Keller der Schule gefangen. Die jüngste Geisel war sechs Wochen alt, die älteste 93 Jahre. Insgesamt wurden 77 Kinder , darunter fünf Säuglinge. In Gefangenschaft starben zehn ältere Geiseln, sieben Menschen wurden nach Berichten von Augenzeugen von den russischen Besatzern erschossen.
Nach dem Abzug der Russen aus der Region Anfang April 2022 verließ ein Großteil der Bewohner das Dorf. Mittlerweile sind aber knapp 85 Prozent wieder zurückgekehrt, das Dorf wurde und wird wieder aufgebaut. Baerbock besuchte den Ort im Rahmen einer zweitägigen Ukraine-Reise, bei der sie am Montag in Kiew Regierungsvertreter getroffen hatte. Dabei besichtigte die Ministerin auch die Räumlichkeiten im Keller, in denen die Menschen teils auf engstem Raum eingepfercht waren. Augenzeugen berichteten Baerbock von den Vorfällen im März 2022.
Sichtlich ergriffen sprach die Ministerin im Anschluss von Geschehnissen, "die man sich kaum vorstellen kann". Jahidne erinnere daran, dass die Politik die Verantwortung habe, dass Menschen ein Recht darauf hätten, befreit zu werden. Die Ukraine brauche "Unterstützung zur Verteidigung und zur Selbstverteidigung und zur Befreiung der Orte, die weiter unter Besatzung stehen", sagte Baerbock. "Und wenn wir uns erinnern an dieses Leid, das hier passiert ist, dann ist es in diesen Tagen Auftrag für uns, kontinuierlich daran zu arbeiten, dass die Menschen in der Ukraine überall eines Tages wieder in Frieden leben können."
(Bericht von Alexander Ratz Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an berlin.newsroom@tr.com)