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06.06.2025 /13:41:20
FOKUS 1-Nach Drohnen-Coup der Ukraine schwere Luftangriffe Russlands

(Neu: Zahl der Toten und Verletzten, Reaktion Russlands, Details)

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Ukraine: Drei Ersthelfer bei Attacke auf Kiew getötet

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Russland: Reaktion auf ukrainische "Terrorakte"

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Auch Ukraine greift erneut an: Militärflugplätze im Visier
 
Kiew, 06. Jun (Reuters) -

Nach dem beispiellosen Drohnenangriff der Ukraine auf strategische Kampfjets tief in Russland hat das Land in der Nacht zu Freitag die seit Tagen angedrohte Vergeltung gestartet. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, das Militär habe mit weitreichenden Waffen aus der Luft, von Land und von See aus militärische und militärnahe Ziele in der Ukraine als Reaktion auf "Terrorakte" gegen Russland attackiert. Laut der ukrainischen Luftwaffe setzte Russland bei dem Großangriff auf die Hauptstadt Kiew und andere Landesteile insgesamt 452 Drohnen und Raketen ein. Sie habe 406 Geschosse zerstören können. Drei Ersthelfer starben während ihres Einsatzes, wie die Regierung mitteilte. Zunächst waren vier Tote gemeldet worden.

Insgesamt habe Russland 407 Drohnen sowie 45 Raketen und
Marschflugkörper eingesetzt, führte die ukrainische Luftwaffe
aus. Angesichts des massiven Angriffs forderte Präsident
Wolodymyr Selenskyj den Westen auf dem Kurznachrichtendienst X
abermals auf, den Druck auf Russland zu erhöhen. "Wenn jemand
keinen Druck ausübt und dem Krieg mehr Zeit gibt, Leben zu
nehmen, dann ist das Mittäterschaft und Verantwortung", schrieb
er. "Wir müssen entschlossen handeln." Laut Selenskyj gab es bei
den jüngsten russischen Angriffen landesweit 49 Verletzte.

Bewohner Kiews berichteten von heftigen Explosionen, die noch weit entfernt Fensterscheiben zum Klirren brachten. Mehrere Feuer brachen aus. Einige Menschen suchten Schutz in Tiefgaragen und U-Bahn-Stationen. Der Betrieb der Metro wurde laut der Militärverwaltung von Kiew unterbrochen. Ein Reuters-Fotograf berichtete, eine Drohne sei in ein Wohnhaus gekracht. Dort klaffe jetzt ein Loch, Brandspuren seien zu sehen. Herabstürzende Betonteile hätten Autos zerschmettert.

Auch der Westen der Ukraine war nach Angaben der Regionalverwaltungen Ziel russischer Angriffe: Dabei wurden in der Stadt Ternopil zehn Menschen verletzt. Zudem sei in Teilen der Stadt der Strom ausgefallen. In der nordwestlichen Stadt Luzk gab es 15 Verletzte. Bei dem Angriff wurden Wohnhäuser, Bildungseinrichtungen und Regierungsgebäude beschädigt.

RUSSLAND ZU TRUMPS KINDER-VERGLEICH: EXISTENZIELLE FRAGE

Russland war im Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert. Seitdem wehrt sich die Ukraine mit westlicher Hilfe gegen die Angriffe des Nachbarlandes. Beide Seiten haben erklärt, keine zivilen Ziele anzugreifen. Am vergangenen Wochenende war der Ukraine ein spektakulärer Angriff auf russische Langstreckenbomber Tausende Kilometer von der Grenze entfernt gelungen. Zudem wurden auf Eisenbahn- und Autobahnbrücken Sabotageakte verübt. Am Dienstag attackierte dann auch noch die strategisch wichtige Brücke zwischen Russland und der annektierten Halbinsel Krim.

Unterdessen trat Russland Äußerungen US-Präsident Donald
Trumps entgegen, der den Krieg in der Ukraine mit zwei zankenden
Kindern verglichen hatte. Auf Trumps Aussagen angesprochen,
sagte der russische Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow, für
Russland sei der Konflikt eine existenzielle Angelegenheit, bei
der es um die eigene Sicherheit und die Zukunft des Landes gehe.
Trump hatte den Konflikt am Donnerstag mit einer Prügelei
zwischen Kindern verglichen. "Manchmal sieht man zwei kleine
Kinder, die wie verrückt kämpfen, sie hassen sich und prügeln
sich in einem Park", sagte der US-Präsident. "Manchmal ist es
besser, sie eine Weile kämpfen zu lassen und sie dann
auseinanderzuziehen."

In der Nacht zu Freitag griff auch die Ukraine wieder russisches Gebiet an. Das Militär nahm nach eigenen Angaben Flugplätze und Treibstofflager in den russischen Oblasten Rjasan und Saratow ins Visier. Die beiden russischen Gebiete grenzen nicht an die Ukraine, sondern liegen weiter im Landesinneren. Das Militär sprach von einem Präventivschlag vor dem erwarteten Großangriff Russlands. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden in der Nacht 174 ukrainische Drohnen abgeschossen.

(Bericht von Thomas Peter, Anna Voitenko, Tom Balmforth, Max Hunder, Gleb Garanich und Anastasiia Malenko, geschrieben von Christian Götz und Elke Ahlswede, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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