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21.01.2025 /17:56:05
DAVOS-Selenskyj: In Ukraine mindestens 200.000 europäische Friedenssoldaten nötig

Davos, 21. Jan (Reuters) - Im Falle einer Stationierung von Friedenstruppen in der Ukraine werden dafür nach Einschätzung von Präsident Wolodymyr Selenskyj mindestens 200.000 Soldaten benötigt. "Von allen Europäern? 200.000, das ist das Minimum. Das ist das Minimum, sonst ist es gar nichts", sagte Selenskyj beim Weltwirtschaftsforum in Davos, als er nach der von europäischen Politikern diskutierten Friedensmission befragt wurde.

Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte in der europäischen Diskussion für die Zeit nach einem Waffenstillstand im Krieg Russlands gegen die Ukraine Friedenstruppen ins Spiel gebracht. Der neue US-Präsident Donald Trump hatte allerdings schon vor Amtsantritt Insidern zufolge klar gemacht, dass er keine US-Soldaten für die Sicherheit der Ukraine entsenden würde. Die Europäer müssten eine Friedenstruppe alleine stellen. Den Hauptteil eines solchen Einsatzes müssten wohl die großen europäischen Staaten wie Frankreich, Deutschland, Italien, Polen und Großbritannien bilden, hatte es in den Kreisen geheißen.

Trump hatte in den Monaten vor seinem Amtsantritt am Montag angekündigt, er werde den Krieg in der Ukraine umgehend beenden. Offen blieb, wie er das erreichen will. Russland hatte die Ukraine am 24. Februar 2022 überfallen, attackiert das Land fortwährend mit Luftangriffen, hält große Teile des Landes besetzt und rückt an der Front stetig vor. In der Nacht zum Dienstag griff Russland die Ukraine nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe mit 131 Drohnen und vier Raketen an.

In der Ukraine und in europäischen Ländern herrscht die Sorge, dass angesichts des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskriegs ein Waffenstillstand auf Kosten der Ukraine gehen könnte. "Es ist wichtig, dass die Ukraine ein unabhängiges Land bleibt und selbst über ihr Territorium entscheidet", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Davos. Selenskyj sagte, die Ukraine werde einer russischen Forderung nach einer drastischen Reduzierung ihrer Streitkräfte nicht nachkommen. Er rechne damit, dass der russische Präsident Wladimir Putin von der Ukraine verlangen werde, ihre Streitkräfte auf ein Fünftel zu verkleinern. "Das ist das, was er will. Wir werden nicht zulassen, dass das passiert", sagte Selenskyj.

Selenskyj rief Europa dazu auf, sich als starker globaler Akteur zu etablieren und Frieden und Sicherheit für sich und andere zu gewährleisten. "Obwohl das wirtschaftliche Potenzial Russlands insgesamt viel kleiner ist als das Europas, produziert Russland ein Vielfaches an Munition und militärischer Ausrüstung als ganz Europa zusammen", sagte der ukrainische Präsident. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Russlands ist weniger als halb so groß wie das Deutschlands und auch kleiner als dasjenige Italiens. Selenskyj nahm auch Bezug auf Trumps Forderung, die Nato-Staaten sollten statt des bisher vereinbarten Ziels von zwei Prozent des BIP fünf Prozent für Verteidigung ausgeben. "Wenn fünf Prozent des BIP für die Verteidigung aufgewendet werden müssen, dann ist das eben so", sagte Selenskyj.

Eine Zusammenkunft Selenskyjs mit Trump ist nach Angaben des ukrainischen Präsidenten geplant. Die Ukraine bereite ein Treffen vor, einen Termin gebe es aber noch nicht.

(Bericht von Alessandra Galloni und Yuliia Dysa, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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