Hannover, 20. Dez (Reuters) -
In einem beispiellosen Verhandlungsmarathon haben Volkswagen <VOWG_p.DE> und die IG Metall ihren Tarifkonflikt beigelegt. Beide Seiten einigen sich in mehr als 70-stündigen Verhandlungen bis Freitag auf den Erhalt sämtlicher VW-Werke. Die seit drei Jahrzehnten geltende Beschäftigungssicherung wird wieder in Kraft gesetzt und gilt nun bis 2030. Im Gegenzug verzichten die Mitarbeiter in den kommenden Jahren auf Lohnerhöhungen, Boni werden gekürzt. Im Folgenden eine Übersicht über die einzelnen Punkte:
WERKE |
Die Kapazitäten in den deutschen Werken werden nach |
Unternehmensangaben deutlich reduziert, künftig sollen mehr als |
700.000 Autos weniger gebaut werden. Alle Werke bleiben |
erhalten, allerdings zum Teil mit massiven Veränderungen. Diese |
betreffen etwa Wolfsburg. Dort sollen mehrere E-Modelle gebaut |
werden, unter anderem ab 2029 der elektrische Golf. Die |
Verbrenner-Version soll dafür ab 2027 im mexikanischen Puebla |
gebaut werden. Von den derzeit vier Produktionslinien bleiben |
zwei übrig. Besonders tief sind die Einschnitte in Zwickau, wo |
künftig keine VW-Elektroautos mehr gebaut werden sollen, sondern |
nur noch das Audi-Modell Q4 e-tron. Stattdessen soll dort ein |
Recycling-Projekt gestartet werden. Das zuletzt besonders von |
der Schließung bedrohte Cabrio-Werk in Osnabrück erhält eine |
Schonfrist. An dem Standort wird nun der T-Roc Cabrio bis 2027 |
produziert und damit ein Jahr länger als ursprünglich geplant. |
In der Gläsernen Manufaktur in Dresden wird allerdings die |
Fertigung eingestellt. Dort wurden zuletzt ungefähr 6000 ID.3 |
montiert. |
BESCHÄFIGUNGSSICHERUNG |
VW hatte die Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung |
gekündigt, die seit der Einführung der Vier-Tage-Woche infolge |
der Krise 1994 gilt. Damit wären Entlassungen möglich geworden. |
Diese Vereinbarung wird nun wieder in Kraft gesetzt und gilt bis |
2030 - ohne die Möglichkeit zur Kündigung. Sollte VW die |
Beschäftigungssicherung nach 2030 nicht verlängern, muss das |
Unternehmen eine Milliarde Euro an die Beschäftigten |
ausschütten. |
GEHÄLTER UND BONI |
Die VW-Mitarbeiter bringen im Gegenzug Geld ein: Sie |
verzichten in den kommenden vier Jahren auf tarifliche |
Erhöhungen, einige Boni fallen weg oder werden gekürzt. Zudem |
soll das gesamte jahrzehntealte Entgeltsystem bis 2027 gründlich |
überarbeitet werden. Betriebsratschefin Daniela Cavallo |
bezifferte den Beitrag der Beschäftigten zu den vom Unternehmen |
angestrebten Einsparungen auf 1,5 Milliarden Euro. Der weitaus |
größere Teil der Kostensenkungen komme aus anderen Bereichen, |
etwa durch niedrigere Materialkosten. |
STELLENABBAU |
Volkswagen spricht davon, dass 35.000 Arbeitsplätze bis |
2030 wegfallen sollen. Unter anderem sind 4000 Mitarbeiter in |
der Entwicklung in Wolfsburg betroffen. Allerdings kommt es |
nicht zu betriebsbedingten Kündigungen. Cavallo verweist unter |
anderem auf Altersteilzeit oder Abfindungsmodelle, über die |
sozialverträglich Personal abgebaut werden könne. Zudem kann die |
Arbeitszeit bis auf 28 Stunden reduziert werden. |
(Bericht von Christina Amann, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)