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20.12.2024 /19:37:19
STICHWORT-Darauf haben sich die IG Metall und der Volkswagen-Vorstand geeinigt

Hannover, 20. Dez (Reuters) -

In einem beispiellosen Verhandlungsmarathon haben Volkswagen <VOWG_p.DE> und die IG Metall ihren Tarifkonflikt beigelegt. Beide Seiten einigen sich in mehr als 70-stündigen Verhandlungen bis Freitag auf den Erhalt sämtlicher VW-Werke. Die seit drei Jahrzehnten geltende Beschäftigungssicherung wird wieder in Kraft gesetzt und gilt nun bis 2030. Im Gegenzug verzichten die Mitarbeiter in den kommenden Jahren auf Lohnerhöhungen, Boni werden gekürzt. Im Folgenden eine Übersicht über die einzelnen Punkte:





WERKE
 
Die Kapazitäten in den deutschen Werken werden nach
Unternehmensangaben deutlich reduziert, künftig sollen mehr als
700.000 Autos weniger gebaut werden. Alle Werke bleiben
erhalten, allerdings zum Teil mit massiven Veränderungen. Diese
betreffen etwa Wolfsburg. Dort sollen mehrere E-Modelle gebaut
werden, unter anderem ab 2029 der elektrische Golf. Die
Verbrenner-Version soll dafür ab 2027 im mexikanischen Puebla
gebaut werden. Von den derzeit vier Produktionslinien bleiben
zwei übrig. Besonders tief sind die Einschnitte in Zwickau, wo
künftig keine VW-Elektroautos mehr gebaut werden sollen, sondern
nur noch das Audi-Modell Q4 e-tron. Stattdessen soll dort ein
Recycling-Projekt gestartet werden. Das zuletzt besonders von
der Schließung bedrohte Cabrio-Werk in Osnabrück erhält eine
Schonfrist. An dem Standort wird nun der T-Roc Cabrio bis 2027
produziert und damit ein Jahr länger als ursprünglich geplant.
In der Gläsernen Manufaktur in Dresden wird allerdings die
Fertigung eingestellt. Dort wurden zuletzt ungefähr 6000 ID.3
montiert.
 
BESCHÄFIGUNGSSICHERUNG
 
VW hatte die Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung
gekündigt, die seit der Einführung der Vier-Tage-Woche infolge
der Krise 1994 gilt. Damit wären Entlassungen möglich geworden.
Diese Vereinbarung wird nun wieder in Kraft gesetzt und gilt bis
2030 - ohne die Möglichkeit zur Kündigung. Sollte VW die
Beschäftigungssicherung nach 2030 nicht verlängern, muss das
Unternehmen eine Milliarde Euro an die Beschäftigten
ausschütten.
 
GEHÄLTER UND BONI
 
Die VW-Mitarbeiter bringen im Gegenzug Geld ein: Sie
verzichten in den kommenden vier Jahren auf tarifliche
Erhöhungen, einige Boni fallen weg oder werden gekürzt. Zudem
soll das gesamte jahrzehntealte Entgeltsystem bis 2027 gründlich
überarbeitet werden. Betriebsratschefin Daniela Cavallo
bezifferte den Beitrag der Beschäftigten zu den vom Unternehmen
angestrebten Einsparungen auf 1,5 Milliarden Euro. Der weitaus
größere Teil der Kostensenkungen komme aus anderen Bereichen,
etwa durch niedrigere Materialkosten.
 
STELLENABBAU
 
Volkswagen spricht davon, dass 35.000 Arbeitsplätze bis
2030 wegfallen sollen. Unter anderem sind 4000 Mitarbeiter in
der Entwicklung in Wolfsburg betroffen. Allerdings kommt es
nicht zu betriebsbedingten Kündigungen. Cavallo verweist unter
anderem auf Altersteilzeit oder Abfindungsmodelle, über die
sozialverträglich Personal abgebaut werden könne. Zudem kann die
Arbeitszeit bis auf 28 Stunden reduziert werden.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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