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12.10.2024 /01:09:30
DGB-Chefin Fahimi warnt vor "Verlust industrieller Kerne" in Deutschland

Berlin, 12. Okt (Reuters) - Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds,Yasmin Fahimi, hat die Politik vor dem dauerhaften Verlust wichtiger industrieller Kerne in Deutschland gewarnt. "Ohne die Senkung der Industriestrompreise besteht die Gefahr, dass Deutschland wichtige industrielle Kerne verliert, etwa in der Stahl-, Auto- und Chemieindustrie", sagte Fahimi der "Rheinischen Post" laut einem Vorabbericht. Es drohe ein volkswirtschaftlicher Schaden, der nie wieder gut zu machen sei.

Sie setze sich daher weiterhin für einen Industriestrompreis ein. "Der Staat müsste die Preise für eine Übergangszeit auf ein wettbewerbsfähiges Niveau bringen", sagte die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds demnach weiterhin. Dafür gebe es momentan aber keine Mehrheit. "Deshalb nehmen wir alles mit Kusshand, was an Entlastung möglich ist, etwa die vom Kanzler bereits im vergangenen Jahr vorgeschlagene staatliche Übernahme der Netzentgelte. Das wäre ein wichtiger Schritt, denn diese Kosten werden im kommenden Jahr nochmal massiv die Preise nach oben treiben und damit wenig kalkulierbar machen", erklärte Fahimi dem Vorabbericht zufolge. "Wir brauchen aber einen verlässlichen und marktgerechten Korridor, in dem sich die Strompreise für die Industrie einordnen." Dieser Korridor müsse bis mindestens 2030 garantiert sein.

Es werde zu volkswirtschaftlichen Wohlstandsverlusten kommen, wenn es nicht gelinge, die Industrie in Deutschland zu halten, warnte Fahimi demnach. Es sei jedoch "zynisch" zu sagen, der deutsche Wohlstand sei insgesamt in Gefahr. "Das wird von gewissen Kreisen gerne behauptet, damit die Bürger denken, sie müssten die Gürtel enger schnallen. Gleichzeitig geht die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander."

Um den Wohlstand zu erhalten, brauche Deutschland auch ein gutes Bildungssystem. "2025 werden wir drei Millionen junge Menschen zwischen 20 und 35 Jahren ohne Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt haben, die ständig zwischen Jobcenter und prekärem Job pendeln." Jeder vierte Schulabgänger könne heute nicht ausreichend rechnen, lesen und schreiben. "Das ist nicht nur ein sozialer Skandal ersten Ranges, es ist auch für die Zukunftssicherung unseres Landes komplett kontraproduktiv", sagte die DGB-Chefin dem Vorabbericht zufolge. Der DGB feiert am Sonntag sein 75-jähriges Bestehen.



(Bericht von Esther Blank. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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