Nachricht


01.10.2024 /19:06:24
FOKUS 2-Israelische Bodenoffensive in Gaza drückt Börsen

*

Ölpreise gehen durch die Decke

*

Inflation in Euro-Zone zieht sich deutlich zurück

*

Erwartung von EZB-Zinssenkungen drückt den Euro

*

Adnoc greift sich Covestro
 
(Neu: Xetra-Schlusskurse, Wall Street)
Frankfurt, 01. Okt (Reuters) - Die israelische
Bodenoffensive im Gazastreifen macht die Investoren an den
Börsen nervös. Der Dax <.GDAXI> notierte zum Handelsschluss am
Dienstag 0,6 Prozent schwächer bei 19.213,14 Punkten. Der
EuroStoxx50 <.STOXX50E> gab knapp ein Prozent auf 4954,15 Zähler
nach. Auch die wichtigsten US-Indizes <.SPX> <.IXIC> lagen
im Minus.

Nach tagelangen intensiven Luftangriffen sind israelische Truppen in den Südlibanon einmarschiert und dort gegen Stellungen der schiitischen Hisbollah-Miliz vorgegangen. "Als die Nachricht über die Ticker lief, der Iran bereite unmittelbar einen Angriff auf Israel vor, wurde aus der Konsolidierung des Dax am Nachmittag ganz plötzlich ein Rutsch", kommentierte Konstantin Oldenburger, Analyst beim Broker CMC Markets. Für schlechte Laune am Aktienmarkt sorge auch die Aussicht auf einen Taifun auf der für die Chipproduktion wichtigen Insel Taiwan und die jüngsten Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell. "Unmissverständlich bestätigte er gestern zwar weitere Schritte im Laufe der kommenden Monate, das Tempo aber dürfte dabei nicht so hoch sein, wie die große Senkung von vor zwei Wochen impliziere", sagte Oldenburger.

ÖLPREISE GEHEN DURCH DIE DECKE

Die Nahost-Sorgen trieben die Preise am Ölmarkt an. Die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI <CLc1> verteuerten sich um jeweils rund vier Prozent auf 74,40 und 70,91 Dollar je Fass (159 Liter) und waren damit so teuer wie seit rund einer Woche nicht mehr. Die Investoren befürchteten eine Eskalation des Nahostkonflikts. Der Iran hatte nach Angaben des israelischen Militärs am Dienstagabend Israel mit Raketen angegriffen. Zuvor hatte der unabhängige Stratege Clay Seigle gesagt, dass der wichtige Ölproduzent damit einen großen Fehler begehen würde. "Denn Jerusalem wird nicht zögern, seine Militäroffensive auszuweiten und den Iran direkt zu treffen. Und die iranischen Ölvorkommen stehen sehr wahrscheinlich auf der Zielliste." Ein solcher Angriff könne dann die globale Ölversorgung um mehr als eine Million Barrel pro Tag verringern.

Bei den Einzelwerten trieben die Nahost-Sorgen die Aktien der Rüstungskonzerne in die Höhe. Im Dax waren Rheinmetall <RHMG.DE> mit einem Plus von 5,1 Prozent die größten Gewinner. Hensoldt <HAGG.DE> gewannen im MDax <.MDAXI> 3,7 Prozent. Auch ausländische Rivalen wie Saab, Thales <TCFP.PA> und BAE Systems legten in Paris und London zwischen 2,5 und 3,5 Prozent zu.

COVESTRO GESCHLUCKT

Im Rampenlicht stand auch Covestro <1COV.DE>. Die Aktie des Kunststoffherstellers schloss 3,8 Prozent fester. Nach langem Werben übernimmt der Ölriese Adnoc das Leverkusener Unternehmen für bis zu 16 Milliarden Euro. Der Staatskonzern aus Abu Dhabi bietet die bereits im Sommer in Aussicht gestellten 62 Euro je Aktie, wie die beiden Firmen mitteilten. Zusätzlich zeichnet Adnoc eine Kapitalerhöhung um zehn Prozent, die Covestro weitere knapp 1,2 Milliarden Euro in die Kasse spült.

Mit 58,06 Euro blieben Covestro-Papiere am Dienstag jedoch zunächst deutlich unterhalb der Offerte. Bedingung für die Übernahme ist, dass Adnoc mit seinem Angebot auf mehr als 50 Prozent der Aktien kommt. Covestro wird bereits seit Sommer vergangenen Jahres von Adnoc umgarnt.

Der kriselnde britische Luxushandtaschen-Hersteller Mulberry wies unterdessen die 83 Millionen Pfund schwere Übernahmeofferte der Handelskette Frasers zurück. Als Grund nannte das defizitäre Unternehmen, sein Mehrheitsaktionär Challice unterstütze das Angebot von Frasers, dem zweitgrößten Mulberry-Aktionär, nicht. Mulberry hatte am Freitag Pläne bekannt gegeben, Kapital von den Anteilseignern einsammeln zu wollen, um seine Finanzierung abzusichern. Mulberry-Aktien gewannen 4,8 Prozent. Seit Jahresanfang haben sie etwa ein Fünftel an Wert eingebüßt.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger. Redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)



Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.