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14.02.2025 /15:12:13
Studie: Trumps Zollpläne für EU verkraftbar - Probleme für Autobranche

Berlin, 14. Feb (Reuters) - Eine Angleichung der US-Zölle an das Niveau der Handelspartner wäre einer Studie zufolge für die Europäische Union verkraftbar, für viele Entwicklungs- und Schwellenländer hingegen ein Schock. Für die EU würde diese Maßnahme insgesamt nur einem Anstieg des durchschnittlichen Zollsatzes zwischen etwa 0,5 und 1,7 Prozentpunkten entsprechen, wie aus der Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) hervorgeht. Diese lag der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag vor. Daher sei ein solches Vorgehen aus EU-Perspektive wesentlich besser zu verkraften als die von US-Präsident Donald Trump angedrohte pauschale Zollerhöhung um zehn oder gar 20 Prozent, "deren Auswirkungen einen dreistelligen Milliardenschaden anrichten würden".

Eine Branche würde allerdings deutlich spürbar getroffen von Trumps "reziproken" Zöllen - also der Angleichung der US-Zölle an das jeweilige Niveau der Handelspartner. "Die europäische Autoindustrie würde den Schritt deutlich zu spüren bekommen", so die Forscher um Ökonom Jürgen Matthes. Auf Pkw-Importe aus der EU haben die USA einen Zollsatz von 2,5 Prozent gesetzt, während der EU-Zollsatz bei zehn Prozent liegt. Der europäischen Autoindustrie droht also ein um 7,5 Prozentpunkte höherer Zollsatz. Bei den größeren Kraftfahrzeugen - wozu etwa Pick-Up-Trucks zählen - wären es sogar 13 Prozentpunkte.

Um dem zu entgehen, könnte die EU ihre Zollsätze auf das US-Niveau von 2,5 Prozent senken - was von der Europäischen Kommission in Brüssel auch erwogen wird. "Dabei dürften die Auswirkungen eines solchen Schritts für die Branche begrenzt sein, da große Autobauer etwa aus Japan und Südkorea bereits ein Handelsabkommen mit der EU haben oder hier produzieren", so das IW. Etwas verringern würde sich aber der Schutz der europäischen Autoindustrie vor subventionierten chinesischen Elektrofahrzeugen, für die seit Herbst 2024 zusätzliche Ausgleichszölle gelten. "Auf jeden Fall muss solch ein handelspolitischer Schritt genau geprüft werden, um keine Arbeitsplätze in der sowieso bereits angeschlagenen deutschen Autoindustrie zu gefährden", so das IW.

Vor allem dürften die Zölle aber die Schwellenländer treffen: In Brasilien seien die Zölle im Schnitt 11,2 Prozentpunkte niedriger, in Indien 17 Prozentpunkte, heißt es in der IW-Studie.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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