- von Jarrett Renshaw und Gram Slattery |
01. Nov (Reuters) - Am frühen Morgen nach der |
US-Präsidentschaftswahl 2020 erklärte sich der republikanische |
Kandidat Donald Trump selbst zum Sieger. Es dauerte drei Tage, |
bis die US-Medien das Ergebnis verbreiteten, das später vom |
Kongress bestätigt wurde: Nicht Trump, sondern der Demokrat Joe |
Biden zog ins Weiße Haus ein. Der Republikaner spricht bis heute |
von Wahlfälschung, ohne juristisch belastbare Beweise |
vorzulegen. In diesem Jahr bereiten sich die Demokraten darauf |
vor, dass der Geschäftsmann erneut vorzeitig den Sieg für sich |
beanspruchen könnte, wie die Nachrichtenagentur Reuters von |
Parteimitgliedern und Vertretern des Wahlkampfteams von Kamala |
Harris erfuhr. |
Die Vizepräsidentin selbst sagte am Mittwoch dem Sender ABC, man stehe bereit, auf eine derartige Erklärung von Trump zu reagieren. Einzelheiten nannte sie nicht. Ein Vertreter ihres Teams sagte am Freitag, man erwarte auf jeden Fall, dass Trump am Dienstagabend noch vor einer kompletten Auszählung der Stimmen fälschlicherweise den Sieg beanspruchen werde. "Er hat das vorher gemacht, er ist gescheitert. Wenn er es nochmal macht, wird er scheitern." Ein Sprecher von Trumps Wahlkampfteam wich der Frage aus, ob der Republikaner auch dieses Jahr vor der traditionellen Verkündung durch die US-Medien einen Sieg verkünden werde.
Der Plan der Demokraten beruht den Angaben zufolge darauf, sich sofort mit einer massiven Kampagne in den sozialen und klassischen Medien an die Öffentlichkeit zu wenden. Dabei solle zur Ruhe und zur Geduld aufgerufen sowie verlangt werden, dass erst alle Stimmen ausgezählt werden müssten. Ein hochrangiges Mitglied des Nationalkomitees der Demokraten sagte: "Sobald er fälschlicherweise den Sieg erklärt, sind wir bereit, ins Fernsehen zu gehen und die Wahrheit zu verbreiten und ein breites Netzwerk von Menschen anzuzapfen, die ihren Einfluss nutzen können, um gegenzusteuern."
Es könnte jedoch einen Unterschied zur Wahl vor vier Jahren geben. Damals wurde Trumps Anspruch auf den Sieg nicht nur von Demokraten, sondern auch von vielen hochrangigen Republikanern kritisiert. Inzwischen sitzt Trump fester im Sattel. Mehrere Strategen erklärten, dieses Jahr könnten auch einflussreiche Konservative gewillt sein, dem Kandidaten den Rücken zu stärken. "Wir haben viele Belege dafür gesehen, dass er die Partei vollständig unter Kontrolle hat", sagt der republikanische Stratege und Trump-Kritiker Chip Felkel. "Wir haben keine Belege dafür gesehen, dass Parteifunktionäre oder gewählte Vertreter Widerstand leisten werden."
(geschrieben von Scot W. Stevenson, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)