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01.10.2024 /12:44:27
FOKUS 1-Anleger in Europa tasten sich weiter voran - Covestro im Fokus

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Anleger nach Rally vorsichtig

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Inflation in Euro-Zone zieht sich deutlich zurück

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Powell dämpft Zinssenkungsfantasien

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Adnoc greift sich Covestro
 
(Neu: Europäische Börsen, Inflationsdaten, Powell, Mulberry)
Frankfurt, 01. Okt (Reuters) - Nach der Rekordjagd in
der Vorwoche kommen Europas Börsen nur noch langsam voran. Der
Dax <.GDAXI> lag am Dienstagmittag 0,3 Prozent höher bei 19.378
Punkten. Der EuroStoxx50 <.STOXX50E> notierte ebenfalls leicht
fester bei 5005 Zählern. "Angesichts der starken Kursgewinne der
vergangenen Woche ist es normal, dass es in einem Aufwärtstrend
zu einer Pause kommt", sagte Fiona Cincotta, Analystin bei City
Index. Auch der deutliche Rückgang der Inflationsrate in der
Euro-Zone im September verhallte am Markt. "Dass die Inflation
deutlich unter die Marke von zwei Prozent fallen würde, war
wegen des Rückgangs der Energiepreise klar", kommentierte Jörg
Krämer, Chefvolkswirt bei der Commerzbank.

Bemerkenswert sei hingegen, dass die Inflation auch ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel gesunken sei. "Auch wenn diese Kernrate wegen der stark steigenden Löhne in den kommenden Monaten wieder anziehen sollte, wird die EZB ihre Zinsen vermutlich bereits auf der nächsten Sitzung in gut zwei Wochen noch einmal senken. Erstmals seit mehr als drei Jahren liegt die Teuerung in der Euro-Zone mit 1,8 Prozent unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent. Damit verdichten sich die Signale, dass die EZB bereits im Oktober ihre Geldpolitik weiter lockern und den Leitzins erneut senken dürfte.

POWELL DÄMPFTE ZINSSENKUNGSWETTEN

Am Vorabend hatte US-Notenbankchef Jerome Powell hingegen Spekulationen einen Dämpfer verpasst, dass nach Einleitung der Zinswende mit einer überraschend starken Zinssenkung um 0,5 Prozent ein vergleichbar großer Schritt auf der Zinstreppe nach unten bevorstehe. "Dies ist kein Ausschuss, der es eilig hat, die Zinsen schnell zu senken", sagte Powell auf der Finanzkonferenz in Nashville im Bundesstaat Tennessee. Er habe damit wieder etwas Zinssenkungsfantasie aus dem Markt genommen, kommentierte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets. Der Dollar-Index <=USD> zog um 0,3 Prozent auf 101,04 Punkte an. Der Euro <EUR=> gab vergleichbar stark auf 1,11 Dollar nach.

Dagegen wies Naeem Aslam, Investmentchef bei Zaye Capital Markets, darauf hin, auf die Details in Powells Rede zu achten. "Er erklärte, dass es weitere Zinssenkungen geben werde, und das Ausmaß dieser Senkungen werde von den Wirtschaftsdaten abhängen." Die Fed unternehme alle Anstrengungen, um eine harte Landung der Wirtschaft zu verhindern. "Um dies zu erreichen, wird sie die Zinssätze aggressiver senken müssen."

COVESTRO GESCHLUCKT

Größter Dax-Gewinner war unterdessen mit einem Plus von bis zu vier Prozent Covestro <1COV.DE>. Nach langem Werben übernimmt der Ölriese Adnoc den Kunststoffhersteller für bis zu 16 Milliarden Euro. Der Staatskonzern aus Abu Dhabi bietet die bereits im Sommer in Aussicht gestellten 62 Euro je Aktie, wie die beiden Firmen mitteilten. Zusätzlich zeichnet Adnoc eine Kapitalerhöhung um zehn Prozent, die Covestro weitere knapp 1,2 Milliarden Euro in die Kasse spült.

Mit in der Spitze 58,20 Euro blieben Covestro-Papiere am Dienstag jedoch zunächst deutlich unterhalb der Offerte. Bedingung für die Übernahme ist, dass Adnoc mit seinem Angebot auf mehr als 50 Prozent der Aktien kommt. Covestro wird bereits seit Sommer vergangenen Jahres von Adnoc umgarnt.

Der kriselnde britische Luxushandtaschen-Hersteller Mulberry wies unterdessen die 83 Millionen Pfund schwere Übernahmeofferte der Handelskette Frasers zurück. Als Grund nannte die defizitäre Firma, ihr Mehrheitsaktionär Challice unterstütze das Angebot von Frasers, dem zweitgrößten Mulberry-Aktionär, nicht. Mulberry hatte am Freitag Pläne bekannt gegeben, Kapital von den Anteilseignern einsammeln zu wollen, um seine Finanzierung abzusichern. Mulberry-Aktien gaben mehr als ein Prozent nach. Seit Jahresanfang haben sie etwa ein Fünftel an Wert eingebüßt.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)



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