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02.07.2025 /09:09:21
Parteizeitschrift in China fordert hartes Vorgehen gegen Preiskampf

Hongkong, 02. Jul (Reuters) - In China werden Rufe nach einem Ende des für viele Unternehmen ruinösen Preiskampfes im Zuge industrieller Überkapazitäten laut. Betriebe und Regionalregierungen würden riesige Summen an Kapital investieren, um in einem Umfeld begrenzter Nachfrage Marktanteile zu erobern - ohne jedoch ein Umsatzwachstum zu erzielen, kritisiert ein Beitrag in der Parteizeitschrift "Qiushi" am Mitwoch. Als Beispiele werden Branchen wie Photovoltaik, Lithiumbatterien, Elektrofahrzeuge und E-Commerce-Plattformen genannt. Um die Kosten zu senken, gingen einige Unternehmen Kompromisse bei der Produktqualität ein. Das verhindere Innovationen und Investitionen in Forschung und Entwicklung, da "schlechtes Geld das gute Geld verdrängt". Es schade zudem den Interessen der Verbraucher.

In der bisher schärfsten Warnung der Kommunistischen Partei vor den Risiken industrieller Überkapazitäten hieß es, das Phänomen führe zu einer "enormen Verschwendung sozialer Ressourcen". Auch drohe eine untragbare Verschuldung. Diese könne langfristig das Wachstum gefährden.

Die Zeitschrift übte auch eine in China seltene Kritik an den lokalen Behörden. Sie warf ihnen sowohl "Abwesenheit als auch Übertreibung" vor. Die Behörden sollten sich stärker einmischen, da die Vorschriften nicht mit der Entwicklung neuer Branchen und Geschäftsmodelle Schritt gehalten hätten. Auch die Konkursmechanismen seien "unvollkommen". Sie verhinderten eine Eindämmung des Überangebots. Einige lokale Regierungen lockten Investitionen an, indem sie mit Vorzugssteuern, Gebühren, Subventionen und Landnutzung sowie protektionistischen Maßnahmen "künstlich politische Oasen schaffen".

Viele Ökonomen warnen die Regierung in Peking seit Jahren davor, dass das hohe Niveau der staatlich gelenkten Investitionen und die gedämpfte Inlandsnachfrage ein ähnliches Schulden- und Deflationsrisiko bergen, wie es Japan in den 1990er Jahren erlebte. Das soziale Sicherheitsnetz gilt als schwach, weshalb viele Chinesen sehr viel Geld sparen und nicht konsumieren. Die schwache Binnennachfrage macht die Volksrepublik zudem von Exporten abhängig.

Noch sinken die Verbraucherpreise nur minimal: Im Mai gaben sie um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nach. Allerdings: In etlichen Bereichen, von Autos bis hin zu E-Commerce, toben Preiskämpfe. Ein Überangebot an Waren trifft auf eine schleppende Nachfrage der privaten Haushalte.

(Bericht von Marius Zaharia, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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