Dubai, 11. Jan (Reuters) - Der neue libanesische Präsident Joseph Aoun reist bei seinem ersten Auslandsbesuch in dieser Funktion nach Saudi-Arabien. Aoun folge damit einer Einladung des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, hieß es in einer am Samstag auf der Plattform X verbreiteten Erklärung. Ein Datum für den Besuch wurde zunächst nicht genannt.
Aoun, ein von den USA unterstützter Armee-General, wurde erst am Donnerstag vom Parlament zum Staatsoberhaupt gewählt. Der Posten ist im Libanon mit seiner austarierten Machtverteilung zwischen den Religionen und Bevölkerungsgruppen einem maronitischen Christen vorbehalten. In seiner Ansprache nach der Wahl erklärte Aoun, er werde sich dafür einsetzen, dass das Recht, Waffen zu tragen, ausschließlich dem Staat vorbehalten sei. Damit dürfte er auf das Arsenal der Hisbollah-Miliz angespielt haben, zu dem er sich als Armeechef nicht öffentlich geäußert hatte.
Aoun wurde auch mit den Stimmen der lange überaus mächtigen Hisbollah gewählt, die im Libanon nicht nur Miliz sondern auch Partei ist. Das zeigt, wie stark der Einfluss der radikal-islamischen Organisation im Konflikt mit Israel zurückgegangen ist. Es spiegelt sich nicht nur die Machtverschiebung innerhalb des Libanons, sondern darüber hinaus im Nahen Osten wider. Durch die Schwäche der schiitischen Hisbollah nimmt der Einfluss ihres Verbündeten Iran in der Region ab. Umgekehrt wächst der Einfluss Saudi-Arabiens, das sich als Schutzmacht der Sunniten begreift und mit dem schiitischen Iran seit langem um die Bedeutung als Regionalmacht ringt. Dem zollt Aoun nun offenbar Respekt, indem er Saudi-Arabien zum Ziel seines ersten Auslandsfunktion als Staatsoberhaupt macht.
(Bericht von: Tala Ramadan, geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)