Nachricht


09.10.2024 /01:58:06
Wahlkampf in Republik Moldau spitzt sich zu - TV-Debatte platzt

Chisinau, 09. Okt (Reuters) - Gut zehn Tage vor den Präsidentschaftswahlen in der Republik Moldau spitzt sich der Wahlkampf weiter zu. Die pro-europäische Amtsinhaberin Maia Sandu erschien am Dienstag nicht zu einer geplanten Fernsehdebatte. Ihre beiden wichtigsten Herausforderer, der ehemalige Generalstaatsanwalt Alexandr Stoianoglo, der von der russlandfreundlichen Oppositionspartei der Sozialisten unterstützt wird, und Renato Usatii, Bürgermeister der zweitgrößten Stadt Balti, standen hingegen im Studio bereit. "Ich habe alle meine Termine abgesagt, um hierher zu kommen und unseren Bürgern Respekt zu zollen", sagte Stoianoglo. "Ich war bereit, auf alle Vorwürfe zu antworten, die diese Regierung und Frau Sandu gegen mich erhoben haben." Er verließ das Studio. Stoianoglo wurde 2021 von Sandu mit der Begründung entlassen, er sei ineffektiv im Kampf gegen die Korruption.

Usatii erklärte dem Moderator, er werde bleiben, um "zu den Menschen zu sprechen. Am 20. Oktober werden wir einen neuen Präsidenten wählen, ich wiederhole, einen neuen Präsidenten. Wir müssen nur die Ärmel hochkrempeln und uns an die Arbeit machen". Sandu hatte ihre Teilnahme an der Debatte zuvor nicht bestätigt. Sie erklärte aber, sie wolle nicht neben "ungültigen" Kandidaten auftreten. Damit zielte die moldauische Präsidentin offenbar auf Gegenkandidaten, denen sie Verbindungen zu Wirtschaftslobbys oder kriminellen Vereinigungen vorwirft.

Sandu sieht Russland als eine der größten Bedrohungen für die Republik. Sie erklärte daher den Beitritt zur Europäischen Union (EU) zum Eckpfeiler ihrer Politik. Nach der jüngsten Meinungsumfrage liegt Sandu mit 36 Prozent klar in Führung, gefolgt von Stoianoglo mit zehn Prozent und Usatii mit 7,5 Prozent. Parallel zu den Präsidentschaftswahlen findet am 20. Oktober ein Referendum über eine Verfassungsänderung statt, die den Weg für einen EU-Beitritt Moldaus ebnen soll. Laut einer aktuellen Umfrage sprechen sich 63 Prozent der Wähler für einen EU-Beitritt aus. Aus Sicht der EU sind die Wahlen von großer Bedeutung, da sie über die weitere geopolitische Ausrichtung des Landes zwischen Ost und West entscheiden. Ein Sieg Sandus und ein positives Referendum würden den pro-europäischen Kurs Moldaus stärken, während ihre Gegner für engere Beziehungen zu Russland plädieren.

(Bericht von Alexander Tana, geschrieben von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.