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08.10.2024 /19:00:01
Nagel: Bei Wahlsieg Trumps drohen Euroraum womöglich spürbare Wachstumseinbußen

Berlin, 08. Okt (Reuters) - Bei einer Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten müssen sich Deutschland und der gesamte Euroraum laut Bundesbankchef Joachim Nagel auf gravierende wirtschaftliche Folgen gefasst machen. "Würden Trumps Ankündigungen umgesetzt, könnte dies im Euroraum und in Deutschland zu spürbaren Wachstumseinbußen führen", sagte Nagel am Dienstagabend beim Hauptstadtempfang der Bundesbank in Berlin. Dies läge seiner Ansicht nach nicht nur an den Folgen gravierend höherer Zölle, die direkt oder indirekt die Exportwirtschaft in Europa beeinträchtigen würden. "Sondern auch die Unsicherheit wäre bedeutsam, die ein Wahlsieg Trumps in Europa auslösen dürfte", fügte Nagel hinzu. Sie könnte die Tendenz bei Unternehmen verstärken, sich mit Investitionen zurückzuhalten.

Aufgrund der im Vergleich zum restlichen Euroraum überdurchschnittlichen Handelsverflechtung mit den USA könnten die negativen Effekte für Deutschland größer sein als für die Eurozone. Nagel verwies darauf, dass Deutschland im Jahr 2023 mit Abstand der größte Exporteur Europas in die USA war. Auch der Anteil der Ausfuhren in die USA an den gesamten Exporten lag demnach höher als in den meisten EU-Mitgliedsländern.

Im Falle von massiven Zollerhöhungen und wahrscheinlichen Gegenzöllen erscheine es überdies plausibel, dass der negative Effekt daraus stärker auf die US-Wirtschaft wirke als der fiskalpolitische Stimulus. In einem solchen Szenario wäre laut Nagel außerdem ein erheblicher Inflationsanstieg in den USA möglich, denn durch Zölle stiegen die Preise für Importwaren. "Die amerikanische Zentralbank könnte dadurch zu Leitzinsanhebungen veranlasst werden", sagte der Bundesbankchef.

Derzeit stehen die Zeichen allerdings auf Senkung: Nach der kürzlich vollzogenen Zinswende fassen US-Währungshüter weitere Schritte nach unten ins Auge. Fed-Direktorin Adriana Kugler signalisierte auf einer Konferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) Bereitschaft zu weiteren Lockerungen.

(Bericht von Reinhard Becker Redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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