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DIHK-Präsident: Erhöht Belastung durch hohe Energiekosten
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Handwerk: Treibt Kosten für Material und Vorprodukte hoch
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Bitkom: Cloud-Dienste und Softwarelizenzen könnten teurer werden
(neu: mit Außenhandelsverband) |
Berlin, 27. Dez (Reuters) - |
Ob für Energie, Software oder Handys: Wegen der Abwertung des Euro befürchtet die deutsche Wirtschaft steigende Kosten. "Der schwache Euro ist auch eine Folge der schwindenden Attraktivität der Euroländer als Wirtschaftsstandort", sagte der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Selbst wenn dies deutsche Produkte im außereuropäischen Ausland günstiger mache und Exporte ankurbeln könne, würden zumindest in Dollar abgerechnete Importe teurer. "Das gilt besonders für die erforderlichen Energielieferungen und erhöht die Belastung durch die heute schon hohen Energiekosten in Deutschland", warnte Adrian.
Der Digitalverband Bitkom sieht die Abwertung ebenfalls kritisch. "Die Euro-Schwäche stellt auch die deutsche Digitalbranche vor Herausforderungen, etwa weil Importe aus dem Dollar-Raum teurer werden", sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. "Das betrifft auch den Bezug von digitalen Dienstleistungen wie beispielsweise Cloud-Dienste oder Softwarelizenzen oder auch von Endgeräten und Technologien." Zugleich könne aber die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen im Ausland gestärkt werden, weil ihre Produkte und Dienstleistungen für internationale Kunden kostengünstiger würden.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) befürchtet steigende Kosten für Material und Rohstoffe als Folge der Euro-Schwäche. "Als stark binnenwirtschaftlich orientierte Branche spürt das Handwerk vor allem diese steigenden Importpreise, die die Kosten für Material und Vorprodukte in die Höhe treiben und zu höheren Absatzpreisen führen können", so der Verband. Da die Betriebe höhere Preise nicht unbegrenzt an Kunden weitergeben könnten, würden sie durch diese Kosten belastet.
Der Euro hat im zu Ende gehenden Jahr um mehr als fünf Prozent zum Dollar abgewertet und fiel zeitweise auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Aktuell notiert er bei rund 1,04 Dollar, nach 1,10 Dollar zu Jahresbeginn. "Der schwache Euro ist auch eine Folge der schwindenden Attraktivität der Euroländer als Wirtschaftsstandort", sagte DIHK-Präsident Adrian. "In Deutschland sehen wir, dass Investoren derzeit ihr Geld lieber im Ausland investieren als hierzulande." Viele Ökonomen halten für 2025 eine Parität für möglich - ein Euro würde dann nur noch einen Dollar kosten. Gründe dafür sind eine deutlich stärker wachsende US-Wirtschaft und die Aussichten auf weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Dagegen will die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik auch wegen der Inflationsgefahren durch die angekündigte Zollpolitik des designierten US-Präsidenten Donald Trump nur zögerlich lockern.
Die Familienunternehmer weisen ebenfalls auf Inflationsrisiken durch eine weitere Euro-Abwertung hin, die die Kaufkraft der Verbraucher mindern könnte. "Eine anhaltende Abwertung könnte die Kosten für importierte Güter erhöhen und die Inflation anheizen ? was wiederum die Kaufkraft der Verbraucher mindert", warnte Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann. Theoretisch stärke ein schwacher Euro zwar auch die Exportwirtschaft, da Produkte aus dem Euroraum in anderen Ländern günstiger würden. "Doch die deutsche Exportwirtschaft wird davon nur richtig profitieren, wenn vorher die Kostenstrukturen des Standortes Deutschland deutlich verbessert wurden", sagte Ostermann.
Dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) zufolge könne ein schwächerer Euro für den Außenhandel vorübergehend zwar hilfreich sein. "Was mich allerdings besorgt, ist der Verlust unserer Wettbewerbsfähigkeit", sagte BGA-Präsident Dirk Jandura. "Bekommen wir die in Deutschland und in ganz Europa nicht in den Griff, wird auch unsere Währung dauerhaft schwächer."
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz und Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)