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12.09.2024 /08:07:20
FOKUS 1-Versicherer Baloise stellt Aktionären mehr Geld in Aussicht

(neu: Konzernchef, Halbjahresergebnis, Hintergrund)

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Höhere Ausschüttungsquote plus Aktienrückkäufe

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Versicherer will mehr Barmittel erwirtschaften

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Eigenkapitalrendite soll bis zu 15 Prozent erreichen

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Hohe Schadenzahlungen schmälern Gewinn im ersten Halbjahr
 
Zürich, 12. Sep (Reuters) - Der Schweizer Versicherer
Baloise <BALN.S> setzt sich neue Ziele und will künftig mehr Geld
an seine Aktionäre ausschütten. In den Jahren 2024 bis 2027
sollen Barmittel von mehr als zwei Milliarden Franken generiert
werden und die Barmittel-Ausschüttungsquote soll auf 80 Prozent
oder mehr angehoben werden, teilte der Konzern aus Basel am
Donnerstag vor einer Investorenveranstaltung mit. Ergänzt werden
soll das durch Aktienrückkäufe. "Wir prüfen im nächsten
Frühling, ein erstes Aktienrückkaufprogramm zu starten",
erklärte das Unternehmen. Baloise peile künftig eine
Eigenkapitalrendite von zwölf bis 15 Prozent an.

"Nach einer sorgfältigen Analyse unserer Geschäftstätigkeiten sehen wir substanzielles Effizienzsteigerungspotenzial mit einhergehenden Kosteneinsparungen sowie Wachstumsmöglichkeiten in allen unseren Geschäftseinheiten", erklärte Konzernchef Michael Müller. Das Unternehmen adressiert damit einige Forderungen von bedeutenden Aktionären, die den Versicherer unter Zugzwang sehen, hinsichtlich Gewinnwachstum und Rentabilität zur Konkurrenz aufzuschließen und aktionärsfreundlicher zu werden. Allerdings gibt es auch Forderungen zum Ausstieg aus Geschäften, etwa in Deutschland. Baloise kündigte an, das Portfolio kontinuierlich überprüfen zu wollen, um die angestrebten Ziele zu erreichen. "Wie in der Vergangenheit auch, wird sich das Unternehmen vorbehalten, Portfolios zu akquirieren, zu sanieren oder sich davon zu trennen, sollten diese die neue Vorgabe nicht erfüllen."

Im April hatten die Aktionäre überraschend die Stimmrechtsbeschränkung gekippt, die Baloise für lange Jahre zur praktisch uneinnehmbaren Festung für aktivistische Investoren machte. Seit Anfang der Woche ist bekannt, dass der Finanzinvestor Cevian nun größter Anteilseigner des Versicherers ist. Der schwedische Anleger hat sich bislang nicht zu seinen konkreten Absichten geäußert, doch er hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er nicht zimperlich ist und etwa auf den Verkauf von Teilbereichen hinarbeiten kann.

KERNGESCHÄFT SOLL MEHR BEITRAGEN UND RENTABLER WERDEN

Von der sogenannten Ökosystemstrategie, bei der einem Kunden zusammen mit der Versicherung auch andere Dienstleistungen aus einer Hand angeboten werden, hatte sich Baloise bereits im März verabschiedet und angekündigt, künftig das klassische Versicherungsgeschäft voranzutreiben. Im Schaden- und Unfallgeschäft soll die Rentabilität noch etwas hochgeschraubt werden: Der Schadenkostensatz soll in einem durchschnittlichen Zins- und Schadenumfeld im Bereich von 90 Prozent liegen und damit am unteren Rand des in der letzten Dekade erreichen Niveaus. Je tiefer die Kennzahl ist, desto gewinnbringender ist das Geschäft. Die Lebensversicherung soll mindestens 200 Millionen Franken zum operativen Ergebnis (Ebit) beitragen.

Im ersten Halbjahr schmälerten hohe Aufwendungen für Unwetterschäden im Heimatmarkt Schweiz das Ergebnis des Versicherers. Zwar stand unter dem Strich mit 219,8 Millionen Franken um 6,9 Prozent mehr Gewinn. Doch in der Schaden- und Unfallversicherung sank der operative Gewinn (Ebit) um 22,1 Prozent auf 123,2 Millionen Franken. Der Schadenkostensatz stieg um 3,1 Prozentpunkte auf 90,4 Prozent. Besser verdient hat Baloise in der Lebensversicherung und an den Finanzmärkten. Die Prämieneinnahmen waren mit 5,29 Milliarden Franken praktisch stabil.

(Bericht von Paul Arnold, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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