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07.07.2025 /10:30:00
Handel schaut pessimistisch auf zweite Jahreshälfte - Kritik an Regierung

Berlin, 07. Jul (Reuters) - Trotz verbesserter Konsumlaune der Verbraucher bleibt der Handelsverband Deutschland (HDE) bei seiner vorsichtigen Umsatzprognose. Die Einnahmen dürften in diesem Jahr um zwei Prozent im Vergleich zu 2024 wachsen, wie der Branchenverband am Montag in Berlin mitteilte. Inflationsbereinigt entspreche das einem Plus von real 0,5 Prozent. Einer HDE-Umfrage unter rund 650 Handelsunternehmen zufolge gehen 42 Prozent für das zweite Halbjahr von stagnierenden Umsätzen aus, während ein gutes Drittel mit Rückgängen rechnet. Dabei ist die Konsumlaune der Verbraucher so gut wie lange nicht: Im Juli stieg das entsprechende Barometer auf den höchsten Stand seit einem Jahr, wie die vom HDE in Auftrag gegebene Umfrage unter 1600 Konsumenten ergab.

Dem Verband zufolge haben die Händler mit steigenden Lohnnebenkosten zu kämpfen. Die Beiträge drohten in den kommenden Jahren ohne ein Gegensteuern die Marke von 50 Prozent zu knacken. "Ein Bekenntnis der Bundesregierung zu einer Senkung der Sozialversicherungsbeiträge und zu einer dauerhaften 40-Prozent-Obergrenze ist überfällig", sagte HDE-Präsident Alexander von Preen. Gingen die Sozialversicherungsbeiträge ungebremst nach oben, seien massenweise Stellenstreichungen unvermeidbar.

Irritiert zeigt sich der HDE von der Abkehr der Bundesregierung von der im Koalitionsvertrag verankerten Stromsteuersenkung für alle. "Die Senkung der Stromsteuer war ein zentrales Versprechen der Regierung auch an Handel und Verbraucher", sagte von Preen. "Bleibt diese Entlastung jetzt aus, ist das weit mehr als ein Vertrauensbruch." Den Unternehmen fehlten dadurch Hunderte Millionen für notwendige Investitionen, den Verbraucherinnen und Verbrauchern werde finanzieller Spielraum genommen. Dadurch drohe der erhoffte Wirtschaftsaufschwung auszufallen. "Nicht Wort zu halten, ist das folgenschwerste Signal, das eine neue Bundesregierung an Wirtschaft und Verbraucher senden kann", so von Preen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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