Berlin, 07. Jul (Reuters) - Der deutsche Einzelhandel erwartet ungeachtet der neuen Kontrollen an der deutsch-polnischen Grenze keine leeren Regale in den Geschäften. "Das belastet den Handel", sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, am Montag auf einer Pressekonferenz in Berlin und fügte hinzu: "Leere Regale befürchten wir nicht, das muss man heute ganz klar relativieren." Es kämen allerdings viele Mitarbeiter täglich oder wöchentlich aus Polen. Auch deshalb sei der Handel für einen freien Binnenmarkt.
Ähnlich äußert sich der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). "Aus unserer Mitgliedschaft hören wir bisher keine Berichte über Verzögerungen an der Grenze, weder in Richtung Deutschland noch in Richtung Polen", sagte dessen Präsident Dirk Jandura der Nachrichtenagentur Reuters. "Sollten die Kontrollen so verschärft werden, dass es auch im Güterverkehr zu Verzögerungen in der Abfertigung kommt, würde sich dies auf die Lieferkette auswirken." Dies könnte Folgen für Warenverfügbarkeit oder Preise haben. "Aber das sehe ich im Moment nicht."
Ein größeres Problem sieht der BGA-Präsident in einem Rückfall in ein Europa, das seine Grenzen schließe. "Abschottung löst keine Probleme, sondern schafft neue: für Lieferketten, Beschäftigte und den wirtschaftlichen Zusammenhalt in Europa", warnte Jandura. "Europa darf nicht wieder zu einem Flickenteppich abgeriegelter Grenzen werden." Grenzkontrollen sollten kein politisches Druckmittel sein.
Polen antwortet mit seinen Grenzkontrollen auf die seit 2023 bestehenden und von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) verschärften Kontrollen der deutschen Grenzbehörden. Der Polen-Beauftragte der Bundesregierung warnte: "Das ist kein guter Tag für das deutsch-polnische Verhältnis", sagte Knut Abraham (CDU) der Nachrichtenagentur Reuters. "Eine Verdichtung der Kontrollen an der deutsch-polnischen Grenze wird nicht die Lösung des Migrationsproblems sein", fügte er hinzu.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)