Moskau/Riad, 19. Feb (Reuters) - Kurz nach Beginn der ersten Gespräche über ein Ende des Ukraine-Krieges erwartet Russland offenbar eine baldige Normalisierung der wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA. Die ersten US-Firmen könnten sich bereits ab dem zweiten Quartal 2025 wieder in Russland engagieren, zitierte die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass den Chef des russischen Staatsfonds, Kirill Dmitrijew, am Mittwoch. "Aber der Rückkehrprozess wird nicht einfach, da viele Nischen bereits besetzt sind."
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine Anfang 2022 hatten westliche Staaten Russland mit Sanktionen belegt. Zahlreiche Firmen wie SAP <SAPG.DE> oder McDonald's <MCD.N> zogen sich daraufhin aus dem Land zurück. Dmitrijews Kalkulationen zufolge haben allein US-Firmen dadurch insgesamt 324 Milliarden Dollar verloren. Einige verkauften ihre russischen Töchter an lokale Konkurrenten und nahmen dabei deutliche Abschläge in Kauf. Nach Reuters-Berechnungen vom März 2024 summierten sich die Abschreibungen und entgangenen Umsätze westlicher Firmen auf 107 Milliarden Dollar. Aus Sicht der Ukraine unterstützen alle Unternehmen, die immer noch in Russland aktiv sind, den russischen Krieg gegen die Ukraine.
Ganz oben auf der Liste möglicher Rückkehrer stehen Dmitrijew zufolge die US-Ölkonzerne: "Warum sollten sie auf die Möglichkeit verzichten, Zugang zu den russischen Bodenschätzen zu haben?" Der neue US-Präsident Donald Trump hat wiederholt betont, er wolle niedrigere Ölpreise. Dafür benötige er aber die Hilfe anderer großer Exportländer wie Russland oder Saudi-Arabien.
Der 49-jährige frühere Investmentbanker Dmitrijew, der an den US-Universitäten Harvard und Stanford studiert hat, äußerte sich nach einem Treffen mit Vertretern der US-Regierung in Riad. Dort verhandeln die USA und Russland über ein Ende des Krieges, allerdings ohne Beteiligung der Ukraine oder der Europäischen Union (EU). Diese will ihr Embargo gegen Russland Insidern zufolge noch einmal verschärfen.
US-Präsident Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, den Ukraine-Krieg rasch zu beenden. Er werde sich voraussichtlich noch im Februar mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen, sagte er. Dies schürte bei der ukrainischen Regierung und den Europäern Sorgen, dass die beiden Großmächte über ihre Köpfe hinweg Entscheidungen treffen.
(Bericht von Guy Faulconbridge und Gleb Bryanski; unter Mitarbeit von Alexander Marrow; geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)