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14.05.2025 /16:14:40
Vizechef der Fed sieht trotz nachlassendem Preisdruck Fragezeichen bei Inflation

14. Mai (Reuters) - Trotz einer sinkenden Teuerungsrate in den USA ist der Inflationsausblick wegen der Zollpolitik der Trump-Administration nach Ansicht der US-Notenbank mit großer Unsicherheit behaftet. Das betonte der Vizechef der Federal Reserve, Philip Jefferson, am Mittwoch. Am Vortag hatten die Daten zu den Verbraucherpreisen im April und damit dem Monat der Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump die Fachwelt mit einem Rückgang der Inflationsrate überrascht. Sie sank auf 2,3 Prozent, nach 2,4 Prozent im März.

Damit komme die Notenbank ihrem Ziel von zwei Prozent zwar näher, sagte Jefferson auf einer Veranstaltung der regionalen Notenbank von New York. Er fügte allerdings hinzu: "Sollten die bisher angekündigten Zollerhöhungen anhalten, dürften sie den Fortschritt bei der Inflationsbekämpfung unterbrechen und zumindest vorübergehend zu einem Anstieg der Inflation führen."

Der Stellvertreter von Notenbankchef Jerome Powell sagte, der leichte Rückgang der US-Wirtschaftsleistung in den ersten drei Monaten sei durch Importdaten verzerrt worden. Diese hätten das Ausmaß der Konjunkturabschwächung überzeichnet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war im ersten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 0,3 Prozent geschrumpft, nachdem die Wirtschaft lange Zeit floriert hatte.

WANN KOMMT DIE ZINSSENKUNG?

Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank erklärt sich den konjunkturellen Durchhänger so: "Viele Unternehmen deckten sich im ersten Quartal aufgrund der befürchteten Zölle kräftig mit Waren ein, was wiederum zu einem Importwachstum führte." Die Nettoexporte dämpften demnach das Wachstum um satte 4,8 Prozentpunkte. Dies führte andererseits zu einem kräftigen Lageraufbau, der allerdings den negativen Effekt der Außenwirtschaft nicht wettmachen konnte.

Sollte sich die US-Wirtschaft in den kommenden Monaten abkühlen und sollten damit die Teuerungsraten einen dämpfenden Einfluss bekommen, eröffne sich den US-Währungshütern in den Herbstmonaten weiterer Zinssenkungsspielraum, meint Gitzel. An den Finanzmärkten wird eine Lockerung erst im September für wahrscheinlich gehalten - trotz des Drängelns von Trump auf eine sofortige Lockerung. Die US-Währungshüter haben zuletzt ihren Leitzins im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen und betont, sie seien mit Blick auf Senkungen nicht in Eile.

(Bericht von Howard Schneider, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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