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15.10.2024 /11:00:00
Studie: Jugendliche optimistisch - trotz Angst vor einem Krieg in Europa

Berlin, 15. Okt (Reuters) - Trotz Sorgen um Krisen und Kriege blicken Jugendliche in Deutschland weitgehend optimistisch in die Zukunft. Sie geben sich überzeugt, dass sie ihren Wunschberuf erreichen, sind mit den politischen Parteien unzufrieden, aber vertrauen Staat und Demokratie, wie aus der Shell Jugendstudie 2024 hervorgeht, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. "Junge Menschen sind sehr besorgt, aber pragmatisch und optimistisch zukunftsgewandt", bilanzierte Studienleiter Mathias Albert. Allerdings haben 81 Prozent von ihnen Angst vor einem Krieg in Europa. Ein ebenfalls großer Teil sorgt sich um die wirtschaftliche Lage und steigende Armut. Zugleich haben immer weniger junge Menschen Angst vor Arbeitslosigkeit oder davor, keinen Ausbildungsplatz zu finden. Dies befürchtet nur etwa ein Drittel - ein Rekordtief in der über 70 Jahre alten Zeitreihe. Diesmal wurden 2509 Personen zwischen zwölf und 25 Jahren befragt.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus sagte, es sei wichtig, Perspektiven und Bedürfnisse der Jugendlichen zu kennen, um gute Politik für sie zu machen. "Obwohl junge Menschen aktuell in sehr krisenhaften und kriegerischen Zeiten aufwachsen, bleibt die Mehrheit zuversichtlich." Man dürfe auch die nicht aus dem Auge verlieren, die weniger optimistisch seien.

"Wir sehen einen beachtlichen Anteil an verdrossenen Jugendlichen - insgesamt rund zwölf Prozent der jungen Leute", sagte Studienleiter Albert. "Daneben gibt es einen erheblichen Anteil kritischer und unzufriedener Jugendlicher." Diese seien leicht durch Populismus erreichbar, kritisch gegenüber Staat und Gesellschaft eingestellt und sähen sich als benachteiligte Modernisierungsverlierer. "Jugendliche mit eher niedriger Bildung, aber auch aus den neuen Bundesländern und auffallend viele junge Männer gehören zu dieser Gruppe", hieß es. Dennoch prägten diese verdrossenen und unzufriedenen Jugendlichen "keinesfalls die ganze Generation", erklärte Albert.

Vor dem Hintergrund der Konflikte in und nahe Europa sprechen sich je zwei Drittel für die Nato aus und verurteilen Russlands Angriffskrieg in der Ukraine. Etwa die Hälfte befürwortet, dass Deutschland die Ukraine auch militärisch unterstützt. Ein Viertel ist dagegen. Jugendliche in den östlichen Bundesländern stimmen weniger zu als in den westlichen.

JUGENDLICHE IM OSTEN FÜHLEN SICH SCHLECHTER GESTELLT

Knapp ein Drittel der Jugendlichen findet es laut Umfrage gut, dass sich Deutschland im Gaza-Krieg eindeutig an die Seite Israels gestellt hat, genauso viele lehnen dies ab. Rund ein Viertel ist unentschieden. Genauso verteilt sich auch die Einschätzung, ob Deutschland eine besondere Verpflichtung gegenüber Israel habe: Ein Drittel sagt ja, ein Drittel nein, ein Viertel teils-teils. Jugendliche mit niedrigerem Bildungshintergrund sowie Jugendliche, die entweder selbst oder deren Eltern aus dem arabischen Raum oder der Türkei zugewandert sind, sehen seltener eine besondere Verantwortung Deutschlands.

Klimawandel und Umweltverschmutzung machen zwei Drittel der Jugendlichen Angst ? weniger als bei der vorigen Jugendstudie 2019. Insgesamt fühlen sich Jugendliche aus Ostdeutschland auch 35 Jahre nach dem Mauerfall nach wie vor "verwundbarer und schlechter gestellt als die Gleichaltrigen im Westen".

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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