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15.10.2024 /10:44:01
Umfrage: Deutschlands Image als Top-Wirtschaftsstandort bröckelt

Berlin, 15. Okt (Reuters) - Der Wirtschaftsstandort Deutschland hat einer Umfrage zufolge weltweit an Anziehungskraft eingebüßt. Bei einer Befragung von 1250 internationalen Unternehmen aus verschiedenen Regionen der Welt sind 35 Prozent der Meinung, dass sich das Image Deutschlands "verschlechtert" habe, wie die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) am Dienstag mitteilte. Weitere 13 Prozent bezeichnen es sogar als "stark verschlechtert". Besonders kritisch sehen demnach Unternehmen aus der Euro-Zone und der Asien-Pazifik-Region sowie in China die Entwicklung. Positivere Töne kommen hingegen aus Afrika und dem Mittleren Osten sowie aus Süd- und Mittelamerika.

"Der Blick von außen entlarvt unsere nationale Betriebsblindheit", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier in Berlin. "Es ist höchste Zeit, dass sich die deutsche Politik wieder auf die Attraktivität unseres Wirtschaftsstandorts konzentriert." Dafür müsse sie die entscheidenden Standortfaktoren verbessern. Der Umfrage nach bewerten mehr als ein Drittel der Unternehmen die Wirtschaftsfreundlichkeit Deutschlands als mittelmäßig, mehr als ein Viertel empfindet sie sogar als wirtschaftsfeindlich. "Das ist ein klares Alarmsignal", sagte Treier.

Auch bei der Innovationskraft - die als entscheidender Erfolgsfaktor für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts gilt - gibt es Bedenken. Zwar loben 46 Prozent der Unternehmen Deutschlands Innovationsfähigkeit. Jeder fünfte Betrieb zweifelt aber daran, dass das Land innovationsfreundlich genug ist.

Immer weniger Unternehmen empfehlen Investitionen in Deutschland. Nur 43 Prozent sprechen sich dafür aus, 32 Prozent bleiben neutral, jeder Vierte rät sogar von Investitionen in Deutschland ab. "Das ist ein Weckruf", warnte Treier.

Die Umfrage mache deutlich, wo die Unternehmen klaren Handlungsbedarf sehen: Weniger Bürokratie, verlässlichere politische Entscheidungen und eine stärkere Willkommenskultur für Unternehmen und Fachkräfte. "Die deutschen Auslandshandelskammern und die DIHK sind bereit, zu unterstützen", betonte Treier. "Aber die eigentlichen Hausaufgaben in punkto 'Wieder-bessere-Standortbedingungen' schaffen, müssen hier in Deutschland gemacht werden."

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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