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Beginn der Bilanzsaison macht Mut |
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EZB-Sitzung wirft Schatten voraus |
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Ölpreis-Rückgang gibt Zusatzschub |
(Neu: Europäische Börsen, Rohstoffe, Ölwerte) |
Frankfurt, 15. Okt (Reuters) - In der Hoffnung auf eine |
robuste Bilanzsaison und Zinssenkungen decken sich Anleger mit |
europäischen Aktien ein. Der Dax <.GDAXI> stieg am Dienstag um |
bis zu 0,6 Prozent und markierte mit 19.633,91 Punkten den |
zweiten Tag in Folge ein Rekordhoch. Er folgte damit dem |
Beispiel der Wall Street, die zum Wochenauftakt ebenfalls neue |
Bestmarken gesetzt hatte. Der EuroStoxx50 <.STOXX50E> konnte |
seine Anfangsgewinne allerdings nicht halten und verlor am |
Dienstagvormittag um 0,4 Prozent auf 5019,44 Zähler. |
"Das Goldlöckchen-Szenario nimmt immer mehr Gestalt an", sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. "Ein moderates Wachstum - zumindest in den USA, eine Inflation auf dem Rückzug und die Aussicht auf eine lockerere Geldpolitik sind die Zutaten für dieses Börsenmärchen." Unter Anlegern gilt als ausgemacht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed die Leitzinsen bei ihren anstehenden Sitzungen um jeweils einen Viertelprozentpunkt senken werden. Sie hoffen zudem auf weitere Schritte bis zum Jahresende.
Da die noch vor wenigen Wochen präsenten Ängste vor einem Ende des Gewinnwachstums der Unternehmen verflogen seien, stehe einer Fortsetzung der aktuellen Rally nichts im Wege, erläuterte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets. "Für viele ist der Preis einfach zu hoch, dem Markt fernzubleiben und den Bullenmarkt zu verpassen."
Zusätzlichen Schub erhielt der Aktienmarkt vom Rückgang der Energiepreise. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um gut vier Prozent auf 74,31 Dollar je Barrel (159 Liter). "Die Nachricht, dass Israel keinen Angriff auf die iranische Ölinfrastruktur plant, beruhigt", betonte CMC-Experte Stanzl. Außerdem hatte die Opec vor allem wegen der schwächelnden Konjunktur in China ihre Bedarfsprognosen für 2024 und 2025 erneut gesenkt. Im Sog des fallenden Brent-Preises gerieten auch die Rohölwerte unter Verkaufsdruck. Die Aktien von BP, Shell oder TotalEnergies <TTEF.PA> fielen um bis zu 4,2 Prozent. Der europäische Branchenindex <.SXEP> gab drei Prozent nach.
Die aktuelle Schwäche der chinesischen Wirtschaft setzte den Industriemetallen ebenfalls zu. Eine Erholung sei hier erst dann zu erwarten, wenn die Regierung in Peking genauere Angaben zu Volumen und weiteren Details ihrer geplanten Konjunkturhilfen mache, sagte Analyst Elvin Wong vom Brokerhaus Oanda. Der Preis für Kupfer fiel am Dienstag um 1,3 Prozent auf 9535 Dollar je Tonne.
Im Dax rückte die Deutsche Bank <DBKGn.DE> ins Rampenlicht. Die Bank Goldman Sachs hat im Auftrag eines ungenannten Investors 16 Millionen Papiere des Geldhauses zu je 16,01 Euro oder insgesamt 256 Millionen Euro verkauft. Die Titel der Deutschen Bank gaben 2,2 Prozent auf 15,98 Euro nach.
In Stockholm verbuchten die Papiere von Ericsson dagegen mit einem Plus von bis zu zehn Prozent den größten Kurssprung seit fast vier Jahren. Der Telekom-Ausrüster verbuchte einen überraschend großen Gewinnsprung und äußerte sich optimistisch zur weiteren Entwicklung. Im Windschatten von Ericsson legten die Titel des finnischen Rivalen Nokia zu.
(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)