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15.10.2024 /10:15:37
FOKUS 1-Berichte: China will 774 Milliarden Euro neue Schulden aufnehmen

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Damit sollen Konjunkturhilfen finanziert werden

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Ökonomen-Umfrage: Wachstumsziel wird 2024 verfehlt
 
(neu: mit Ökonomen-Umfrage)
Peking, 15. Okt (Reuters) - China erwägt nach
Medienberichten die Ausgabe spezieller Staatsanleihen zur
Finanzierung von Konjunkturhilfen. Über einen Zeitraum von drei
Jahren könnten so zusätzliche Schulden in Höhe von sechs
Billionen Yuan (774 Milliarden Euro) aufgenommen werden, wie
mehrere heimische Medien am Dienstag schreiben. Die Berichte
folgen auf die Ankündigung von Finanzminister Lan Foan vom
Wochenende, wonach Peking die Verschuldung "deutlich erhöhen"
werde. Die Regierung will mit einem neuen Konjunkturpaket
Menschen mit geringem Einkommen unterstützen, den kriselnden
Immobilienmarkt wieder in Schwung bringen und das Kapital der
staatlichen Banken wieder aufstocken. Zudem soll den
Regionalregierungen bei der Lösung ihrer Schuldenprobleme
geholfen werden.

Chinas Wirtschaft kommt nach der Corona-Krise nicht wie gewünscht in Schwung. Die Führung in Peking hatte deshalb Ende September das größte Konjunkturprogramm des Landes seit der Pandemie vorgestellt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Börsianer reagierten wenig begeistert auf den geplanten Umfang der Schuldenaufnahme. An den maßgeblichen Aktienmärkten gaben die Kurse am Dienstag um etwa 0,3 Prozent nach. "Dies entspricht unseren Erwartungen", sagte Analyst Xing Zhaopeng vom Finanzhaus ANZ zu den Plänen. Er gehe davon aus, dass die Regierung für das kommende Jahr erneut ein Wachstumsziel von fünf Prozent ausgeben werde. "Die Wahrscheinlichkeit, zumindest in den Jahren 2024 und 2025 eine Wachstumsrate von etwa fünf Prozent zu erreichen, würde erheblich steigen", sagte auch der Chefökonom für China bei Jones Lang LaSalle, Bruce Pang, zu den Auswirkungen des geplanten Programms in Höhe von sechs Billionen Yuan.

Einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter 75 Ökonomen zufolge dürfte die Zielmarke allerdings knapp verfehlt werden: Demnach wird es im laufenden Jahr nur zu einem Plus von 4,8 Prozent reichen, 2025 soll die Wachstumsrate dann auf 4,5 Prozent sinken.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt die Verschuldung der Zentralregierung auf 24 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Gesamtverschuldung der öffentlichen Hand, einschließlich derjenigen der regionalen Regierungen, beziffert der IWF allerdings auf rund 16 Billionen Dollar oder 116 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. "Solange die Zentralregierung ihre Verschuldung nicht freiwillig erhöht, werden die Investitionen schwach bleiben, da die Lokalregierungen hoch verschuldet sind und die Bilanzen der Unternehmen durch die schwache Wirtschaft ausgehöhlt werden", sagte Analyst Xia Haojie vom Finanzhaus Guosen Futures.

(Bericht von Kevin Yao und Liangping Gao, geschrieben von Rene Wagner Redigiert von Hans Busemann, Kerstin Dörr Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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