Nachricht


15.05.2025 /08:05:32
FOKUS 1-Studie: Auslandsinvestitionen in Deutschland niedrig wie zuletzt 2011

*

EY: Im vergangenen Jahr Einbruch von 17 Prozent



*

"Das ist ein weiteres Alarmsignal für den Standort Deutschland"



*

Deutsche Unternehmen investieren mehr im Ausland
 
(neu: Details, Zitate)
Berlin, 15. Mai (Reuters) - Die ausländischen
Direktinvestitionen in Deutschland sind einer Studie zufolge im
vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 2011
eingebrochen. Die Zahl der Projekte ging um 17 Prozent auf 608
zurück, wie die Unternehmensberatung EY am Donnerstag mitteilte.
Dies sei bereits der siebte Rückgang in Folge. "Das ist ein
weiteres Alarmsignal für den Standort Deutschland", sagte der
Vorsitzende der Geschäftsführung bei EY, Henrik Ahlers. "Wir
werden abgehängt, andere europäische Standorte entwickeln sich
deutlich besser." Seit dem Rekordjahr 2017 sinke die Zahl der
Investitionsprojekte in Deutschland kontinuierlich ? insgesamt
um 46 Prozent. Kein anderer größerer europäischer Standort
verzeichne einen derartig starken Rückgang.

"Deutschland hat in den vergangenen Jahren massiv an Attraktivität verloren", sagte Ahlers. "Während andere europäische Länder ihre Hausaufgaben gemacht haben und beispielsweise die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung vorangetrieben und an ihrer Willkommenskultur für Unternehmen gearbeitet haben, verliert Deutschland an Boden." Es seien dieselben Themen, die seit Jahren beklagt würden: die hohe Steuerbelastung, hohe Arbeitskosten, teure Energie und gleichzeitig eine lähmende Bürokratie. "Dass Deutschland mit tiefgreifenden strukturellen Herausforderungen und nun auch mit einer nachhaltig schwächelnden Konjunktur zu kämpfen hat, schreckt ausländische Investoren zunehmend ab", sagte Ahlers.

GRÖSSTER INVESTOR IN OSTEUROPA

Während sich immer weniger ausländische Unternehmen für Deutschland als Investitionsziel entscheiden, zieht es deutsche Unternehmen zunehmend ins europäische Ausland: Die Zahl der Investitionsprojekte deutscher Unternehmen stieg um zwei Prozent auf 633 ? nur US-Unternehmen führten mehr Projekte (942) durch. In Osteuropa seien deutsche Unternehmen sogar mit 214 Projekten die größten Investoren.

In Europa insgesamt sind die Investitionen den Angaben nach im vergangenen Jahr das zweite Mal in Folge und auf den niedrigsten Stand seit 2015 gefallen. Die Zahl der Projekte ging um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 5383 zurück. Frankreich führt die Rangliste der Länder mit den meisten ausländischen Investitionen an, obwohl die Zahl der Projekte um 14 Prozent auf 1025 eingebrochen ist. Großbritannien landet auf dem zweiten Platz, verzeichnete aber 2024 einen Rückgang von 13 Prozent auf 853. Danach folgt Deutschland auf dem dritten Platz (608).

Die befragten Unternehmen nannten langsames Wirtschaftswachstum, anhaltend hohe Energiepreise und die geopolitische Lage als die drei größten Risiken für ihre Investitionsentscheidungen. Das schreckt offenbar vor allem US-Investoren: Deren angekündigte Projekte in Europa brachen um elf Prozent im Vergleich zu 2023 ein, verglichen mit 2022 sogar um 24 Prozent.

(Bericht von Maria Martinez, Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.