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02.10.2024 /02:08:37
Debatte um doppelte Staatsbürgerschaft heizt Wahlen in Moldau an

Chisinau, 02. Okt (Reuters) - Wenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen in der Republik Moldau am 20. Oktober ist eine heftige Debatte über die doppelte Staatsbürgerschaft der Kandidaten entbrannt. Im Zentrum der Kritik steht der Oppositionskandidat Alexandr Stoianoglo, der neben der moldauischen auch die rumänische Staatsbürgerschaft besitzt. Die Zeitung "Ziarul National" griff Stoianoglo am Dienstag scharf an und warf ihm vor, "zum Wahlinstrument eines fremden, aggressiven Staates geworden zu sein". Der Kandidat wies die Vorwürfe entschieden zurück. "Der Erwerb der rumänischen Staatsbürgerschaft war eine transparente und unpolitische Entscheidung, die ich nie verheimlicht habe." Er warf die Frage auf, warum das Thema seiner rumänischen Staatsbürgerschaft erst jetzt hochkoche, wenn es doch schon lange bekannt sei.

Die Kontroverse um die doppelte Staatsbürgerschaft ist in Moldau nicht neu. Nach 150 Jahren wechselnder Zugehörigkeit zum Russischen Reich, zu Großrumänien und zur Sowjetunion ringt Moldau auch 30 Jahre nach der Unabhängigkeit um seine Identität. Auch die amtierende Präsidentin Maia Sandu sah sich in der Vergangenheit ähnlichen Vorwürfen ausgesetzt wie Stoianoglo. Die Opposition nutzte Sandus doppelte Staatsbürgerschaft, um ihr eine zu starke Westorientierung und die Vernachlässigung der traditionellen Beziehungen zu Russland vorzuwerfen.

Die bevorstehenden Wahlen könnten richtungsweisend für die geopolitische Ausrichtung Moldaus sein. Sandu, die Russlands Invasion in der Ukraine verurteilt und sich für einen EU-Beitritt einsetzt, führt die Umfragen mit 27 Prozent an, gefolgt von Renato Usatiy mit 13 Prozent und Stoianoglo mit elf Prozent. Zeitgleich mit den Präsidentschaftswahlen soll ein Referendum über den EU-Beitritt stattfinden.

Die Frage der doppelten Staatsbürgerschaft ist in Moldau besonders brisant, da sie die komplexe nationale Identität des Landes widerspiegelt. Offizielle Statistiken zeigen, dass etwa 1,5 Millionen der 2,4 Millionen Einwohner der Republik Moldau eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzen - einschließlich von Rumänien und Bulgarien, die beide der EU angehören, oder von Russland - vor allem um das Reisen und die Arbeitssuche in einem der ärmsten Länder Europas zu erleichtern.

(Bericht von Alexander Tanas, geschrieben von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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