Berlin, 08. Jul (Reuters) - Von E-Commerce zu Social Commerce: Der deutsche Handel setzt zunehmend auf Verkäufe über die sozialen Medien. Inzwischen nutzen bereits 59 Prozent der Händler ein eigenes Profil in den sozialen Netzwerken, um ihr Angebot zu bewerben, wie am Dienstag aus einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter 505 Handelsunternehmen ab zehn Beschäftigten in Deutschland hervorgeht. Ein knappes Drittel schaltet darüber hinaus bezahlte Werbung auf den Plattformen (31 Prozent). Mehr als ein Viertel der Handelsfirmen bietet der Kundschaft Bestellungen über Social-Media-Plattformen an (27 Prozent), und rund jedes achte Unternehmen kooperiert mit Influencern (13 Prozent).
"Handel findet zunehmend in sozialen Netzwerken statt", sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Soziale Medien verändern den Kaufprozess grundlegend, zwischen der Anzeige eines Produkts und dem Klick auf 'Kaufen' liegen nun häufig nur noch Sekunden."
Mit Blick auf die Plattformen führen Facebook <META.O>, Instagram und berufliche Netzwerke die Rangliste an: Rund zwei Drittel der Händler verfügen laut Studie über ein Profil bei Facebook (65 Prozent), gut die Hälfte sind bei Instagram (53 Prozent). Auch auf LinkedIn (42 Prozent), Xing (40 Prozent), X (38 Prozent) TikTok (30 Prozent) sind viele präsent. Bei der Video-Plattform YouTube haben 19 Prozent einen Kanal. Über ein Drittel der Händler gibt an, dass Trends aus sozialen Medien direkten Einfluss auf ihr Produktangebot haben.
Der Großteil der Online-Verkäufe findet aber nach wie vor noch nicht über soziale Medien statt: Die meistgenutzten Verkaufskanäle sind wie bisher unternehmenseigene Shops auf der Webseite, sowie Bestellungen über E-Mail und über Online-Marktplätze. Knapp die Hälfte der Handelsfirmen ist sich aber einig: Über soziale Netzwerke können sie Kunden ansprechen, die über klassische Vertriebskanäle unerreichbar sind.
Insgesamt läuft die Digitalisierung im Handel schleppend. Nur zwei Prozent der Handelsunternehmen sehen sich bei der Digitalisierung an der Spitze, gut ein Viertel sieht sich als Vorreiter. Demgegenüber stehen zwei Drittel der Unternehmen, die sich als Nachzügler bei der Digitalisierung wahrnehmen.
Zusätzlicher Konkurrenzdruck kommt durch mehr Online-Shops, sagen zwei Drittel der Firmen laut Umfrage. Im Fokus stehen vor allem chinesische Billig-Marktplätze wie Temu, Shein und Aliexpress. Sie betreiben nach Ansicht von 84 Prozent der Firmen unlauteren Wettbewerb.
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)