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17.09.2024 /14:28:53
Forsa-Chef Güllner - Merz zu konfrontativ und zu wenig Staatsmann

Berlin, 17. Sep (Reuters) - Für die Union ist der Weg zurück ins Kanzleramt nach den Worten von Meinungsforscher Manfred Güllner mit dem sich abzeichnenden Kandidaten Friedrich Merz kein Selbstläufer. "Wenn es krass kommt, ist das die zweite personelle Fehlentscheidung der Union nach Armin Laschet 2021", sagt der Chef des Forsa-Instituts am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. CSU-Chef Markus Söder hätte damals für die Union den Sieg eingefahren, am Ende setzte sich Olaf Scholz (SPD) gegen Laschet durch.

Besonders bei zwei wichtigen Wählergruppen müsse der CDU-Vorsitzende noch punkten. "Frauen und junge Wähler finden ihn unsympathisch und mögen ihn nicht", sagte Güllner. Ein Manko des Unions-Fraktionschefs sei, dass er zu konfrontativ auftrete - zuletzt etwa in der Migrationspolitik. "Das finden die Leute nicht gut", betonte der Experte. "Er ist noch zu wenig Staatsmann." Er könne sich in der neuen Rolle aber noch finden.

Den Umfragen zufolge hätten Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst und Bayerns Regierungschef Söder derzeit größere Chancen auf das Kanzleramt. "Die Union hängt an der 30-Prozent-Schallmauer fest, trotz der großen Unzufriedenheit mit der Ampel", sagte Güllner. "Merz hat es als Oppositionsführer nicht geschafft, diese Unzufriedenen einzufangen. Viele wählen AfD."

In der Frage der Kanzlerpräferenz liege Merz gleichauf mit Scholz. Die Hälfte der Wähler wolle weder Merz noch Scholz. "Es treten zwei an, die bei den Menschen nicht sonderlich populär sind." Davon profitiere die AfD, "und zwar über das rechtsradikale Milieu hinaus". Die Gefahr sei, dass bei der in rund einem Jahr anstehenden Bundestagswahl viele Wähler Zuhause bleiben könnten, weil sie weder Scholz noch Merz wollen.

Merz soll die Union im Herbst 2025 als Kanzlerkandidat zum Sieg bei der Bundestagswahl führen. CSU-Chef Markus Söder verzichtete auf die Kanzlerkandidatur der Union und machte damit den Weg für den 68-jährigen Merz frei. "Um es kurz zu machen, die K-Frage ist entschieden. Friedrich Merz macht's", sagte Söder bei einem gemeinsamen Auftritt in Berlin. "Wir beide sind uns komplett einig." Man habe nur noch das eine Ziel, "die Ampel abzulösen und Deutschland endlich wieder auf Vordermann zu bringen".

(Bericht von Rene Wagner Redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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