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Anleger hoffen auf schlagkräftige neue Regierung |
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Koalitionsbildung dürfte allerdings schwierig werden |
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Ifo-Index steht auf der Agenda |
- von Daniela Pegna |
Frankfurt, 21. Feb (Reuters) - Den Anlegern am deutschen |
Aktienmarkt könnte angesichts der Bundestagswahl am Sonntag eine |
unruhige Handelswoche bevorstehen. Schon in den vergangenen |
Tagen musste der Dax <.GDAXI> nach seinem fulminanten Jahresstart |
Federn lassen - Zoll- und Zinsängste stoppten den Sprung auf die |
23.000er-Marke. Auf Wochensicht verlor er bis Freitagmittag rund |
0,6 Prozent. Ob aus der Konsolidierung nun eine handfeste |
Korrektur werde, könnte nach Einschätzung von |
RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar auch das Wahlergebnis |
entscheiden. Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp prognostiziert |
ebenfalls: "Der Dax-Aufwärtstrend dürfte nach der Wahl an Fahrt |
verlieren." Das Dax-Plus seit Jahresbeginn beläuft sich auf gut |
zwölf Prozent. |
Vor allem die wohl schwierige Suche nach einer schlagkräftigen neuen Regierung könnte die Kauflaune am deutschen Aktienmarkt dämpfen. Anleger erhoffen sich von einem Regierungswechsel eine Reform der Schuldenbremse, damit Wirtschaft und Finanzmärkte durch Investitionen wieder in Schwung kommen. In Umfragen liegen CDU/CSU mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz vorn, doch die Koalitionsbildung könnte zum Problem werden, da die "klassischen" Bündnisse aus CDU/CSU und FDP oder SPD und Grüne wohl keine Mehrheit haben werden. "Damit steht jetzt schon so gut wie fest, dass in der neuen Koalition ? wie zuvor auch in der "Ampel-Koalition" ? Parteien zusammenarbeiten müssen, die unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie man die deutsche Wirtschaft wieder in Schwung bekommt", meint Commerzbank-Analyst Hürkamp. Durchgreifende Maßnahmen zu beschließen, werde dann schwieriger.
Abseits der Bundestagswahl haben eine Reihe anderer Themen das Potenzial, die seit Monaten laufende Dax-Rally vorerst zum Erliegen zu bringen. Dazu zählen insbesondere die ungewisse Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, der weitere Zinskurs der großen Notenbanken wie auch die Folgen für die transatlantischen Beziehungen, wenn Trump mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einen Friedensvertrag im Ukraine-Krieg aushandeln sollte. CMC-Markets-Analyst Jochen Stanzl prognostizierte, die Anleger könnten nun in eine Phase übergehen, "in der nicht mehr ausschließlich auf optimistische Nachrichten gesetzt wird, sondern vermehrt kritische Fragen aufkommen".
Wie es um die Konjunktur in Deutschland bestellt ist, dürfte in der neuen Woche das Ifo-Geschäftsklima für Februar (Montag) zeigen. Die trübe Stimmung in Chefetagen der Unternehmen hatte sich zum Jahresanfang überraschend etwas gebessert, blieb aber auf einem niedrigem Niveau. Am Mittwoch folgt das GfK-Verbrauchervertrauen für März, ein weiterer wichtiger Frühindikator für die deutsche Wirtschaft. Mit Spannung erwarten die Investoren zudem die vorläufigen deutschen Inflationszahlen (Freitag). Die Analysten der Commerzbank gehen davon aus, dass die Teuerungsrate im Februar erneut 2,3 Prozent betragen hat, sie sich im vergleich zum Vormonat also nicht verändern wird. Die finalen Inflationszahlen (Januar) für die Euro-Zone stehen am Montag an. Zuletzt hatte EZB-Direktorin Isabel Schnabel die Märkte mit ihrer Forderung aufgeschreckt, eine Debatte darüber zu beginnen, wann die Notenbank ihren Zinssenkungskurs pausieren oder stoppen sollte. Die EZB war im Juni 2024 angesichts einer nachlassenden Inflation auf einen Lockerungskurs umgeschwenkt und hat seitdem fünfmal die Zinsen gesenkt.
In den USA dürfte sich die Aufmerksamkeit in puncto Konjunktur auf das Verbrauchervertrauen im Februar (Dienstag), die vorläufigen Auftragseingangszahlen für langlebige Wirtschaftsgüter im Januar sowie die zweite Schätzung des Bruttoinlandsproduktes im vierten Quartal 2024 (beides Donnerstag) konzentrieren.
Auf der Unternehmensseite könnte es am Mittwoch bei der Deutschen Telekom <DTEGn.DE> interessant werden. Nach dem optimistischen Ausblick der US-Tochter T-Mobile <TMUS.O> hoffen Börsianer auch beim Bonner Mutterkonzern auf positive Nachrichten. Mit Spannung wird auch die Prognose von Nvidia <NVDA.O>, dem Weltmarktführer für KI-Prozessoren, erwartet. Da der chinesische ChatGPT-Rivale DeepSeek mit deutlich weniger Rechenpower auskommt als die westliche Konkurrenz, bezweifeln viele Anleger, dass die weltweit geplanten neuen Rechenzentren alle notwendig sind. Für das abgelaufene Quartal hatte Nvidia einen Umsatz von 36,75 bis 38,25 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt.
(Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com) ((daniela.pegna@thomsonreuters.com; Reuters Messaging: