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26.10.2024 /22:11:49
TOP-THEMA-Israel greift Ziele im Iran an - Öl- und Atomanlagen wohl verschont

(Neu: weitere Reaktionen Irans, Biden, Harris, Experte)

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Israel: Drei Angriffswellen auf militärische Ziele

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Iran: Vier Tote, Sachschaden begrenzt

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Iran: Tragen Verantwortung für Frieden und Stabilität
 
- von Parisa Hafezi und Emily Rose und Ahmed Tolba
Jerusalem/Berlin/Neu-Delhi, 26. Okt (Reuters) - Israel
hat seinen lang erwarteten Angriff auf den Iran ausgeführt, die
Öl- und Atomanlagen des Erzfeindes jedoch offenbar ausgespart.
Es habe in der Nacht auf Samstag Angriffe auf Produktionsstätten
von Raketen und Raketenabschussanlagen gegeben, teilte das
israelische Militär mit. Der Einsatz sei in drei Wellen erfolgt,
die Mission sei erfüllt. Der Iran sprach von einem kleineren
Angriff mit leichten Sprengköpfen, der teilweise abgewehrt
worden sei und nur geringe Schäden verursacht habe.

"Feindliche Flugzeuge wurden daran gehindert, in den Luftraum des Landes einzudringen", erklärte das iranische Militär. "Der Angriff verursachte nur begrenzte Schäden." Vier iranische Soldaten seien ums Leben gekommen. Das Außenministerium in Teheran erklärte, man sei zwar "berechtigt und verpflichtet", sich zu verteidigen. Der Iran sei sich aber auch seiner Verantwortung für Frieden und Stabilität in der Region bewusst.

US-Präsident Joe Biden sagte, die Angriffe hätten offenbar nur militärischen Zielen gegolten. Er hoffe, dass dies "das Ende" sei. Vizepräsidentin Kamala Harris, die bei der Präsidentschaftswahl am 5. November für Bidens Nachfolge kandidiert, sagte, es sei "die feste Überzeugung der Vereinigten Staaten, dass es eine Deeskalation geben muss".

Der Iran-Experte Beni Sabti vom Institut für Nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv erklärte, mit dem gewählten Ausmaß des Angriffs habe Israel dem Iran offenbar eine Gelegenheit geben wollen, den Konflikt nicht weiter zu eskalieren.

Der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana zufolge beschoss Israel auch militärische Einrichtungen in Syrien. Raketen seien aus Richtung der von Israel besetzten Golanhöhen und dem Libanon gekommen und seien zum Teil abgefangen worden. Israel bestätigte einen Angriff auf Syrien zunächst nicht.

US-VERTRETER: KEIN ANGRIFF AUF ÖL- ODER ATOMANLAGEN

Einem US-Insider zufolge richteten sich die Angriffe nicht gegen die Ölinfrastruktur oder Atomanlagen des Irans. Die USA seien von Israel vorab über den Einsatz informiert worden. Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums telefonierte Minister Lloyd Austin mit seinem israelischen Kollegen Joaw Gallant. Präsident Joe Biden hatte den Verbündeten gewarnt, dass man einen Angriff auf die Atomanlagen des Irans nicht gutheißen werde. Zudem solle Israel sich Alternativen zu einem Angriff auf die Öl-Infrastruktur des Opec-Staates suchen. An den Finanzmärkten hatte dieses Szenario über Wochen Besorgnis ausgelöst. Unter anderem wurde befürchtet, dass der Iran als Reaktion die wichtige Seestraße von Hormus abriegeln könnte.

Der israelische Angriff war seit Wochen erwartet worden. Die Regierung in Jerusalem hatte Vergeltung für einen iranischen Beschuss Israels mit etwa 200 ballistischen Raketen am 1. Oktober angekündigt, bei dem eine Person ums Leben kam. Die Regierung in Teheran hatte dabei ihrerseits von Vergeltung für einen früheren israelischen Einsatz gesprochen. Die Eskalationen gehörten zu einer Serie, die mit dem Angriff der radikal-islamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ihren Anfang genommen hatte.

SCHOLZ AN DEN IRAN: "DAS MUSS JETZT EIN ENDE HABEN"

Weltweit zeigten sich Staaten besorgt über die Gefahr einer weiteren Eskalation und riefen zur Besonnenheit auf. Dies umfasste Länder wie Großbritannien, die von einem israelischen Recht zur Verteidigung gegen eine Aggression des Irans sprachen, wie auch Saudi-Arabien, Katar, Pakistan, der Libanon und die Vereinigten Arabischen Emirate, die den israelischen Angriff verurteilten. Russland zeigte sich ebenfalls besorgt. Die Hamas machte Israel und die USA verantwortlich. Die radikal-islamische Hisbollah-Miliz mit Sitz im Libanon griff nach eigenen Angaben einen israelischen Luftwaffenstützpunkt an.

Die Bundesregierung machte eine Chance auf Deeskalation aus. "Es darf nicht immer weitergehen mit massiven Reaktionen der Eskalation", schrieb Kanzler Olaf Scholz auf dem Kurznachrichtendienst X an den Iran gerichtet. "Das muss jetzt ein Ende haben." Israel habe versucht, bei seinen Angriffen Personenschäden gering zu halten. "Damit bietet sich die Möglichkeit, eine weitere Eskalation zu vermeiden." Vizekanzler Robert Habeck sagte, der Schlag gegen den Iran sei präzise gewesen. "Jetzt hoffe ich, dass die Situation sich beruhigt."

Israel geht gegen die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Südlibanon vor. Beide Islamistengruppen werden vom Iran unterstützt. Bei dem Überraschungsangriff der Hamas im vergangenen Jahr waren nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet und etwa 250 als Geiseln verschleppt worden. Nach palästinensischen Angaben sind bei der israelischen Gegenoffensive im Gazastreifen zunächst fast 43.000 Palästinenser getötet worden. Der Küstenstreifen gilt inzwischen als weitgehend zerstört. Hilfsorganisationen beklagen eine katastrophale Lage der Zivilbevölkerung.

(Mit Material von Andreas Rinke und Christian Krämer Geschrieben von Sabine Wollrab, Scot W. Stevenson und Jörn Poltz Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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