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25.09.2024 /07:50:20
Fondsmanager sorgt sich um Umgang der Schweiz mit AT1-Anleihen

Zürich, 25. Sep (Reuters) - Die Handhabung der Credit-Suisse-Krise durch die Schweizer Behörden verunsichert Anleihen-Anleger weiterhin. Es bestehe ein Risiko, dass der Regulator Fehler in Zusammenhang mit sogenannten Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) der Großbank in Zukunft wiederhole, erklärte Luca Evangelisti, der bei Jupiter einen Fonds für Pflichtwandelanleihen verwaltet. Im Zuge der staatlich orchestrierten Notübernahme durch die UBS <UBSG.S> hatte die Finanzmarktaufsicht Finma verfügt, dass AT1-Anleihen der Credit Suisse im Volumen von 17 Milliarden Dollar auf Null abgeschrieben wurden. Der Schritt erleichterte der UBS den Zukauf, zog aber scharfe Kritik von AT1-Anlegern sowie Rechtsstreitigkeiten nach sich.

Die Schweiz habe sich nie vom damaligen Vorgehen distanziert, erklärte Evangelisti. "Ich frage mich daher: Wenn der UBS etwas Schlimmes zustieße, würden sie dann denselben Ansatz verfolgen? Wahrscheinlich ja. Und das macht mir Sorgen." Störend findet er vor allem, dass die Aktionäre einen Teil ihres Einsatzes retten konnten. Die übliche Rangordnung sieht vor, dass Aktionäre vor den AT1-Gläubigern bluten. Die Finma verwies damals auf eine vertragliche Klausel, wonach zusätzliches Kernkapital bei staatlicher Unterstützung vollständig abgeschrieben werden kann. Zudem habe die Schweizer Regierung im Zuge der Übernahme durch die UBS im März 2023 Notrecht eingeführt, was eine Abschreibung ebenfalls erlaubte.

Evangelistis Fonds sei von dem Entscheid der Finma nicht in Mitleidenschaft gezogen worden, er habe seine kleine CS-Position bereits Anfang 2023 verkauft. In den AT1-Instrumenten der UBS sei der Fonds untergewichtet. Die Bank sei zwar stark aufgestellt. Aber das Risiko, in einem Land mit einem solchen Ansatz in AT1-Anleihen zu investieren, werde nicht ausreichend abgegolten. Zudem könnte die UBS kommendes Jahr weitere AT1-Anleihen emittieren, um die drohenden schärferen Kapitalanforderungen zu erfüllen. "Wenn sie Investoren anlocken müssen, müssen sie möglicherweise eine Prämie zahlen, und das kann Druck auf die bestehenden Anleihen ausüben", erklärte Evangelisti.

Die UBS und die Finma wollten sich zu seiner Einschätzung nicht äußern. AT1 wurde nach der Finanzkrise von 2008 eingeführt, um Banken bei der Krisenbewältigung zu helfen und die Steuerzahler zu schonen.

(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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